SWR3 Gedanken

29JUL2024
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Was für eine miese Endlos-Schleife! Wenn du einen Riesenstein immer wieder einen Berg hochrollen musst und immer wenn du fast oben bist, rollt der Stein wieder runter und das Ganze geht von vorne los. Genau das musste der gute alte Sisyphos ohne Ende machen, weil er sich mit den Göttern angelegt hat – so erzählen es jedenfalls die alten griechischen Legenden.

Und seitdem gibt es Aufgaben, die echte Sisyphos-Nummern sind: Dinge, die immer wieder anstehen und dabei wirst du nie fertig. Für meinen Schwager Patrick ist es so mit der Hausarbeit. Beim letzten Besuch jammert er los: „Putzen, saugen, Wäsche machen. Und am nächsten Tag sieht es wieder genauso aus.“

Ich verstehe Patrick. Jeden Tag investiert er kostbare Stunden seines Lebens, um sein Zuhause halbwegs in Ordnung zu halten und doch rollen die Krümmel immer wieder auf den Boden.

Aber vergeblich oder sinnlos, wie bei Sisyphos, ist Patricks endlose Arbeit nicht. Hausarbeit ist vielleicht lästig, aber sie hat auch einen Vorteil: Dadurch dass man sie immer wieder macht, kann man sie vielleicht fast wie im Autopilot erledigen und mit was Schönem verbinden.

Patrick erzählt, wie er genau das gerade übt: „Ich versuche bei jedem Teil, dass ich abspüle, an jemanden ganz bestimmtes zu denken. An meine alte Kollegin, die ich so gemocht habe, an meinen Großonkel, der schon lange gestorben ist oder an meinen besten Freund. Dann danke ich Gott für genau diesen einen Menschen oder ich bitte um etwas, was er oder sie gerade braucht.“

Patricks Idee entspricht genau dem, was die Spanierin Teresa von Avila mal gemeint hat: „Auch wenn es viele lästige Pflichten gibt, denk dran: Gott wartet immer auf dich - auch zwischen den Kochtöpfen.

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