SWR1 Begegnungen

28JUL2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in
Andrea Ziegler mit Joy Foto: Svenja Stein, Europapark.

Ich bin schon vielen Menschen bei ihrer Arbeit begegnet. Aber so beseelt und glücklich wie Andrea Ziegler, waren, glaube ich, wenige. Sie ist Diakonin im Europa-Park. Quasi das evangelische Gesicht der Kirchen dort. Was bietet Andrea Ziegler zwischen all den Attraktionen?

Wir als Kirche im Europa Park, mein katholischer Kollege Thomas Schneeberger und ich, wir sind so ein bisschen Überraschung. Wenn man uns begegnet, dann glaube ich, bieten wir tatsächlich auch Spaß.

Von Kirche überrascht werden – das lassen sich vor allem Gäste gefallen, die mehrere Tage da sind. Oder für die der Park wie ne zweite Heimat ist. Denen kann es passieren, dass sie von ihr an der norwegischen Stabkirche angesprochen werden.

‚Habt ihr Lust auf ein Rätsel‘? Die Leute kommen, erkunden die Stabkirche und wenn sie alles richtig haben, dann haben Sie am Ende die Zahlen, um das Schatzkistlein zu öffnen und dann teilen wir natürlich unseren Goldschatz mit den Gästen und kommen gleichzeitig gut ins Gespräch.

Unterhaltung: Das ist ein Schlüsselwort für Andrea Ziegler. Weil da mehr drinsteckt, als man meint. „Unterhaltung“ ist für sie tief-sinnig.

In dem Sinne, dass wir gute Gespräche anbieten. Aber auch, dass wir etwas bieten, einen Grund, der hält, etwas unter sich zu haben, was durchs Leben trägt. Dass wir einen Gott ins Gespräch bringen können, der unser Leben unter-hält.

Darum feiern viele mit ihr und ihrem Kollegen auch Gottedienst. Über 100 mal im letzten Jahr: Da wurde geheiratet, sie haben Kinder getauft und Menschen haben auf ihr Leben geschaut. Wie ein französisches Paar, das auch noch eine Bitte hatte.

Plötzlich erzählten die, ja, sie haben heute fünfundzwanzigjähriges Ehejubiläum und sind zufällig in die Kirche gekommen. Und wenn sie jetzt noch einen Segen kriegen könnten. Natürlich habe ich das gemacht im Wikingerkostüm in schlechtem Französisch, aber es war ein unfassbar schöner Moment. Man -hat einfach gespürt:

Der Segen der streichelt die Seele der Menschen und die gehen gestärkt und gut unterhalten wieder weiter in den Tag.

Auch in Trauer ist sie da. Bei 5000 Mitarbeitenden im Park, gibt es auch Leid. Sie fragt längst nicht mehr, was soll Kirche in einem Freizeitpark? Umgekehrt wird ein Schuh draus: Kirche soll einfach da sein, wo Menschen leben. 

Diese Selbstverständlichkeit zu leben und gastfreundlich alle Menschen zu empfangen, getragen vom Glauben. Ich glaube, das ist eines unserer Ziele, in ökumenischer Verbundenheit., (0.12)

Überrascht hat mich, dass es auch gelingt, Verbindungen zu schaffen über den Park hinaus, auf Insta zB.

 

Instagram das ist ein Ort, wo Menschen mit uns in Kontakt und in Verbindung bleiben.

Seit vier Jahren ist Andrea Ziegler das evangelische Gesicht von “Kirche im Europa-Park”. Und Sie hören es bestimmt. Es ist ihr eine Freude. Vielleicht heißt darum auch das neue Maskottchen “Joy”. Sieht sehr sympathisch aus, kuschelig, ein bisschen Hummel, ein bisschen Engel. Nen Heiligenschein hat Joy auch, auch wenn der manchmal etwas verrutscht. Und Segen.

Diesen Glitzersegen verstreut Joy, unser Maskottchen, überall und trägt ihn überall hin. Und da sagen wir immer: ‘Wenn man einmal Glitzer abkriegt oder einmal Segen abkriegt, wird man den eigentlich nie wieder so richtig los. Und wenn die nächste Portion kommt, glitzert er nur noch mehr.’

Man spürt: Andrea Ziegler ist Feuer und Flamme für ihre Arbeit. Aber das war nicht immer so. Ihr Vorgänger hat sie überreden müssen, dass sie die Richtige sei. Ich würde sagen: Sie ist be-rufen worden. Ist das nicht Glück, wenn man gefunden wird?

Ich empfinde es inzwischen als große Ehre, dass ich hier arbeiten darf. Es ist weltweit einmalig, eine solche Kooperation zwischen evangelischer katholischer Kirche und einem Freizeitpark. Und es macht mir einfach unglaublich Spaß, mit diesen ganzen Menschen, mit den Ideen, die ich hier einbringen kann.

Sie wünscht sich, dass das, was sie beflügelt, insgesamt Kirchen und Gemeinden inspiriert. Vor allem die ökumenische Zusammenarbeit. Sie bedauert – mit ihren Anfang 40 – dass sie nicht immer schon so gearbeitet und gefragt hat.

Wo kann man gemeinsam Dinge angehen, die vielleicht jetzt gerade jeder für sich macht? Es kommt weniger drauf an, ob ich evangelisch oder katholisch bin.
 Ich bin der Überzeugung: Ein Erfolgsrezept für eine gelingende Arbeit ist ein gutes Team. Wenn ich Menschen finde, mit denen ich mich vielleicht auch gut ergänzen kann.

Sie lernt auch von Mitarbeitenden im Park: Professionalität und Liebe zum Detail können gute Arbeit besser machen. Auch bei Kirchens.  Es inspiriert sie, wenn Parkmitarbeitende sagen: ‘Wir arbeiten sehr gern’ und auch deren Haltung: ‘Wir wollen Erwartungen von Gästen über-erfüllen.’ Andrea Ziegler spornt das an. Wobei übererfüllen, ja nicht ‘immer mehr’ bedeuten muss.

Auch der Überraschungsmoment kann übererfüllend sein, wenn ich damit nicht gerechnet hätte. Also einfach mal denken, out of the Box, ganz anders denken und gucken, was kommen denn da für Ideen, und dann auch den Mut haben, es einfach mal zu probieren.

Ich bin sicher, Andrea Ziegler wird weiterhin Menschen überraschen: Mit Segen und Glanz. Die kommen einem ja immer mal abhanden. Aber Auffrischung ist möglich. Im Park und draußen.

Eigentlich ist das gar nicht so kompliziert, hier zu heiraten oder das Kind taufen zu lassen. Man meldet sich.
 Heiraten kann man ja auch ökumenisch. Dann sind sogar wir beide anwesend. Und dann nimmt das Ganze seinen Lauf.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40375
weiterlesen...