SWR3 Worte

03AUG2024
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Wenn der Glaube nicht mehr weiterweiß. Von dieser Erfahrung erzählt Tomas Halik. Er ist tschechischer Priester, Professor und kümmert sich um Drogenabhängige. Er sagt:

 

Sehr viele (…) Bücher wurden über die religiöse Erklärung des Leidens geschrieben, und viele habe ich gründlich gelesen. Und dann sitzt man (…) mit den Eltern am Bettchen eines Kindes, aus dessen glühendheißem Körper langsam (…) das Leben entweicht (…). Und da kommt einem auf einmal diese ganze Bücherweisheit wie ein schwer überladenes Schiff vor, das irgendwohin in die Ferne davon schwimmt. Und (…) auch der eigene „große Glaube“ (scheint) irgendwohin ins Unsichtbare davonzuschwimmen, dieser (…) bereitwillige Glaube, der auf alle Fragen die passende Antwort geben kann. So bleibt dann nur noch der “kleine, der unbedeutsame“ Glaube übrig, der (…) nach dem Mut sucht, wie man in die Augen der Leidenden blicken könne, in denen nur eine einzige Frage zu lesen ist: „Warum?“

 

Quelle:
Tomas Halik: Nachtgedanken eines Beichtvaters, Herder Verlag Freiburg, 2012, S. 206f

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40373
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