Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Es ist unglaublich, wie schnell sich Gerümpel ansammelt, wenn man den Platz dazu hat. Vor knapp drei Jahren sind meine Familie und ich aus einer Mietwohnung in ein großes Pfarrhaus umgezogen. Was sollten wir nur mit dem ganzen Platz anfangen? Besonders mit dem riesigen leeren Dachboden. Wenn ich heute auf die Bühne gehe, steht alles voll mit Kisten, alten Möbeln und Geräten. Es wäre dringend nötig, mal so richtig auszumisten. Denn wenn meine Frau und ich da oben etwas wirklich Wichtiges suchen, dann finden wir das nur sehr schwer. Die überflüssigen Dinge überlagern und verdecken die wichtigen im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich denke, so eine Anhäufung von überflüssigen Dingen gibt es nicht nur auf dem Dachboden, sondern auch im Leben. Da nehmen auch viele Dinge Platz weg und versperren den Zugang zu den wirklich wichtigen Sachen.
Da ist zum Beispiel die Sorge. Die kann manchmal so groß werden, dass sie alles andere zudeckt. Die Sorge vor der Zukunft, die Sorge um die Kinder oder andere Menschen, die mir nahe stehen. Dabei ändert sich durch das Sorgen-Machen überhaupt nichts.
Oder der Ärger. Wie viel Platz nehmen Konflikte manchmal im Leben ein. Kennen Sie das auch? Da hat mich jemand gekränkt oder ich habe mich mit jemandem gestritten, und das beschäftigt mich dann tagelang. Ich male mir aus, wie ich eigentlich hätte reagieren sollen und was ich dieser Person das nächste Mal sage. So viel Raum nimmt er ein und ist eigentlich doch völlig überflüssig, dieser Ärger.
Wenn Menschen anfangen an Jesus Christus zu glauben, dann nennen das viele Christen „Bekehrung“. Das Wort Bekehrung kommt von „umkehren“, sich zu Jesus Christus „hinkehren“. Ich finde Bekehrung könnte genauso gut auch von „Auskehren“ kommen. Denn genau dazu lädt mich Jesus Christus ein: mein Leben gründlich auszukehren und es von allen überflüssigen Dingen zu befreien.
Die Sorge kann raus, weil Jesus mir sagt: Gott hält dein Leben in seiner Hand. Auch wenn du dich mit vielen großen und kleinen Lasten rumschlagen musst, letztlich kann dir das alles nichts anhaben, weil Gott dich niemals loslässt.
Und auch der Ärger kann raus, weil Gott mir die Liebe und Anerkennung geben möchte, die ich brauche. Da muss ich mich nicht um jeden Preis durchsetzen und jeden Konflikt gewinnen.
Das Schöne ist: in dem Maß wie die unwichtigen Sachen verschwinden, tauchen die wirklich wichtigen Dinge auf: Wenn die Sorge geht kommt die Zuversicht, und wenn der Ärger verschwindet kommt die Zufriedenheit.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4037
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