Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

30JUL2024
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Letzte Woche war es so weit: Unsere jüngste Tochter hatte ihren allerletzten Tag im Kindergarten. Zusammen mit den anderen Vorschulkindern ist sie feierlich verabschiedet worden. Und ganz zum Schluss gab es mit einer Rutsche hinaus auf die Straße einen richtigen „Rausschmiss“ – das ist ein verbreitetes Ritual hier in der Gegend.

Ganz ehrlich: In den letzten Wochen wurde es allerhöchste Zeit für diesen Abschied. Unsere angehende Erstklässlerin ist nämlich so was von in der „Zahnlücken-Pubertät“. Alles im Kindergarten war plötzlich total „langweilig“ und „doof“ für sie. Manchmal wollte sie gar nicht mehr hin, hat alle möglichen Grenzen ausgetestet – superanstrengend für alle Beteiligten … Gleichzeitig war sie zu Hause plötzlich ganz groß – sie ist früh aufgestanden, hat ihre Kleidung selbst ausgesucht, für alle den Tisch gedeckt … Auf ihren neuen Schulranzen war sie stolz, hat alle paar Tage nach ihrer Schultüte gefragt, sich spürbar gefreut auf diesen neuen Lebensabschnitt. Aber genauso muss es ihr auch wehgetan haben, die Kindergartenzeit loszulassen – und damit ja alles, was sie da gern gehabt hat. Vermutlich hat sie deshalb so manches kleingeredet und abgewertet – um die Trauer nicht zu groß werden zu lassen. Und sehr anhänglich ist sie zwischendurch gewesen, hat immer wieder die Nähe und den Halt von uns Eltern gesucht.

Als Vater bin ich in einer ganz ähnlich turbulenten Gefühlslage gerade. Ich spüre Wehmut, dass da auch für mich ein Lebensabschnitt zu Ende geht. Ich bin jetzt kein „junger Vater“ mehr. Und ich ahne jetzt schon, wie sehr die nächsten Abschiede weh tun werden: Wenn unsere Jüngste die Grundschule verlässt, dann die nächste Schule, irgendwann ihr Elternhaus … Andererseits wird es Zeit, auch für mich. Auf mich warten neue Aufgaben. Und zugleich bin ich auch stolz auf mich als Vater. Ich und meine Frau, wir haben unsere Tochter vier Jahre lang durch ihre Kindergartenzeit begleitet. Und dabei haben wir viele Dinge gut miteinander hinbekommen. Mittendrin sogar einen Umzug samt Kindergartenwechsel. Und die Corona-Zeit ja noch dazu …

Stolz und Freude – Wehmut und Trauer. In Abschied und Neubeginn liegt das alles beieinander. In diesem bunten Gefühls-Mix fühle ich mich sehr verbunden mit dem Leben und mit Gott. Das alles darf und soll jetzt so sein, glaube ich. Und diese Erfahrung wünsche ich auch allen anderen Vorschulkindern und ihren Familien.

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