SWR3 Worte
Nächstenliebe und Mitgefühl können Kriege verhindern. Ein chinesisches Märchen erzählt das so:
Zwei Völker hatten über Jahrhunderte als Nachbarn friedlich nebeneinander gelebt. Nun aber hatten sich ihre beiden Könige unversöhnlich zerstritten. Ein Krieg war unvermeidlich. So schickten die feindlichen Feldherren Kundschafter aus, um zu erkunden, wo man am leichtesten in das Land der Nachbarn einfallen könnte. Nach einiger Zeit kehrten die Kundschafter zurück und berichteten ungefähr mit den gleichen Worten ihren Vorgesetzten: „Es gibt an der Grenze nur eine einzige Stelle, um in das Land einzubrechen. Genau dort aber“ sagten sie, „wohnt ein braver kleiner Bauer mit seiner (..) Frau in einem kleinen Haus. Sie haben einander lieb und sie haben ein Kind. Es heißt, sie seien die glücklichsten Menschen auf der Welt. Würden wir nun über dieses kleine Grundstück in Feindesland einmarschieren, dann würden wir dieses [kleine] Glück zerstören. Also kann es keinen Krieg geben.“ Das sahen die Feldherren wohl oder übel ein, und der Krieg konnte nicht stattfinden, wie jeder Mensch begreifen wird.
Quelle: Oberthür, Rainer: Neles großes Buch. Neles Buch der großen Fragen und Neles Tagebuch, Kösel Verlag, 2016, S. 248
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