SWR1 3vor8
Früher war alles besser… dieser Stoßseufzer ist wahrscheinlich den meisten schon mal durch den Kopf gegangen. Auch heute höre ich das immer wieder. Zum Beispiel, wenn es um die Spaltung der Gesellschaft geht. Früher da war alles besser, da haben die Menschen wenigstens noch zusammengehalten…
Ein Abschnitt aus dem Epheserbrief in der Bibel, über den heute in vielen evangelischen Kirchen gepredigt wird, dreht die Perspektive.
Da heißt es: früher was alles schlechter! Der Briefschreiber erinnert die Menschen daran, dass ihnen in ihrem Leben ein Licht aufgegangen ist: Christus ist in euer Leben gekommen. Er hat es heller gemacht. Ihr seid Kinder des Lichts. Der Glaube an Gott, zu dem die Menschen durch Christus gekommen sind, war für sie lebensverändernd. Eine Wende zum Guten.
Ich finde, diese Kraft kann Glaube heute immer noch entfalten. Weil er auch in manchmal komplizierten Zeiten, Hoffnung schenkt. Es gibt etwas Größeres als mich. Einen Zuspruch. Gott meint es gut mit mir. Mit uns allen. Für mich ist das etwas, das meine Leben heller macht. Und meinen Blick hin zum Guten wendet.
Früher war alles besser? Es gab mehr Zusammenhalt? Mag sein, dass das stimmt. Andererseits habe ich auch den Eindruck: Früher musste man sich viel mehr anpassen. Es gab bestimmte Werte, die galten. Wer damit nicht konform ging, wurde mindestens schief angeschaut. Vieles wurde gar nicht erst thematisiert. Menschen mussten zum Beispiel ihre Liebe im Verborgenen leben.
Sie mussten sich verstecken, nur weil ihre Beziehung nicht zur Norm passte oder kein Trauschein vorhanden war. Was als unnormal galt, wurde verschwiegen oder ins Dunkel geschobenen.
Aber ihr seid Kinder des Lichts. Heute sind wir offener. Für vieles, was früher unmöglich gewesen wäre, gibt es jetzt eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Mancherorts, wo es vorher dunkel war, leuchtet heute ein Licht. Insgesamt leben wir freier. Ja, früher war vielleicht manches besser, aber ich finde vieles auch schlechter. Jesus Christus wollte Licht für die Welt sein. Die Erinnerung daran hilft mir, das Gute nicht aus dem Blick zu verlieren. Und es macht mir Mut, dass es immer noch ein Stückchen besser wird.
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