Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

16JUL2024
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Im Sommer geh ich gerne wandern in den Bergen. Wenn ich losgehe, bin ich voll motiviert: Die Sonne scheint, das Gras ist grün, der Bergbach plätschert. Einfach schön.

Je länger der Aufstieg dauert, desto öfter frage ich mich aber, warum Menschen das überhaupt freiwillig machen: Auf Berge steigen. Es ist anstrengend und schweißtreibend. Bald kommt mir der Weg länger vor als geplant. Dann werden die Beine schwer und ich frage mich, ob ich nicht einfach in die nächste Hütte einkehren sollte. Aber nein: Der Gipfel ruft.

Als ich dann oben ankomme, weiß ich wieder, warum Menschen sowas freiwillig machen. Ich sehe mich um und vergesse die Anstrengung. Mein Magen zieht sich zusammen, so überwältigend und erhaben finde ich das, was ich sehe. Der Blick weitet sich, es ist so viel Himmel da. Ringsum erhebt sich mächtig und ewig die faszinierende Berglandschaft. Ich sehe ins Tal hinunter, kann die Straßen erkennen und ganz winzig kleine Autos. Seltsam, wenn ich mir vorstelle, dass die Leute dort unten ihrem ganz normalen Alltag nachgehen, während ich hier oben so entrückt von allem bin.

In der Bibel spielen Berge oft eine besondere Rolle. Es ist da von „heiligen Bergen“ die Rede. In ihrer Nähe begegnen die Menschen Gott. Auf so einem heiligen Berg hat Gott Mose seinen Namen gesagt. Er sagte: „Mein Name ist: ‚Ich bin da.‘“

Und wenn ich oben auf dem Gipfel bin und es im Magen zieht, weil die Berge so groß sind und der Himmel so nah; weil die Menschen dort unten so weit weg sind und wir doch zueinander gehören – dann verstehe ich, warum die Menschen damals geglaubt haben, Gott wohnt vielleicht in einem solchen Berg.

Ich glaube, was ich fühle, ist so etwas wie Ehrfurcht. Ich komme mir ganz schön klein und unbedeutend vor. Ein bisschen verloren. Aber gleichzeitig bin ich glücklich, dass ich so etwas sehen und fühlen kann. Und das Glück und die Ehrfurcht werden noch mehr, wenn ich daran denke, was Mose auf dem Berg gehört hat. Dass Gott sagt: „Ich bin da.“

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