SWR Kultur Wort zum Tag
Wenn ich als Kind früher in den Sternenhimmel geschaut habe, war ich voller Staunen. Über so viel Licht in der Dunkelheit, über die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Sterne, über die unfassbare Entfernung dieser Sterne zur Erde und über die ungeheure Weite des Himmels.
Und dann hat sich manchmal ein Fragen in meine Gedanken geschlichen: Wo, bitteschön, soll da denn Gott sein? In dieser Weite? In dieser Unvorstellbarkeit von Weltall, Sternen, Planeten und unserer kleinen Erde, mit uns noch kleineren Menschlein mitten drin? Wo ist da Gott? Zwischen all den Sternen, in der Weite des Alls? Gibt es ihn überhaupt?
Diese Frage ist geblieben. Auch später noch, als großer Junge bzw. erwachsener Mann habe ich mich gefragt, wo Gott ist, wenn ich in den Sternenhimmel geschaut habe. Und ob es ihn überhaupt gibt.
Meistens ist dann etwas Merkwürdiges geschehen: Je länger ich geschaut habe, desto mehr sind die Fragen in den Hintergrund getreten und es hat sich ein Gefühl von Ruhe und Geborgenheit in mir breit gemacht. Als ob mich der Himmel in all seiner Weite und mit all seinen Sternen umfängt und umhüllt.
Und dabei ist das Fragen nach Gott einer Ahnung gewichen: Eben weil dieser Sternenhimmel in seiner Weite und Größe und Schönheit so unfassbar ist, muss es doch einen Gott geben. Das alles kann doch kein Zufall sein. Da muss doch etwas, jemand dahinter sein. Wer sonst könnte so etwas Schönes und Großartiges entstehen lassen?
Ich weiß, die Naturwissenschaft liefert viele schlüssige Erklärungen und Belege zur Entstehung des Planeten Erde. Und auch dafür, wie sich Leben in unserer Welt entwickeln konnte. Ich stelle die Theorien des Urknalls und der Evolution auch gar nicht in Frage. Aber sie helfen mir nicht bei der Beantwortung der Frage nach dem letzten Sinn, der hinter allem steht. Die Antwort auf diese Frage finde ich im Glauben. Deswegen stehen Glaube und Naturwissenschaft auch nicht unbedingt in einem Widerspruch zueinander. Darum haben auch große Naturwissenschaftler wie Carl Friedrich von Weizsäcker an Gott geglaubt.
Und deswegen bleibt trotz aller wissenschaftlichen Erklärungen für mich das Staunen, wenn ich in den Sternenhimmel schaue. Über eine solch unfassbare Weite und Schönheit. Und einen Gott, der das alles hat werden lassen.
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