SWR Kultur Wort zum Tag
Ich bin neulich in Berlin am House of One vorbeigekommen. Oder besser gesagt: Dort, wo es einmal stehen soll. Denn noch ist es eine Baustelle. Und damit irgendwie auch ein Symbol für das Verhältnis der Religionen untereinander. Denn vielerorts gibt es noch und wieder viel aufzubauen.
Im house of one sollen einmal eine Synagoge, eine Mosche und eine Kirche unter einem Dach vereint sein. Jede Religion bekommt einen eigenen Sakralraum. Aber auch einen Raum der Begegnung soll es geben. Die Idee ist, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen lernen, gemeinsam in dem „einen Welthaus“ zu leben. Ein Ort des Friedens und der Verständigung.
Ich hoffe, es wird bald fertiggestellt. Der Krieg im Gaza-Streifen, offen zu Schau gestellter Antisemitismus auf deutschen Straßen… Die Liste von Konflikten, in denen Religion eine Rolle spielt, ließe sich fortsetzen.
Religionen gelten deswegen häufig als Hort der Intoleranz. Sie entfachen und befeuern Konflikte. Dabei bin ich sicher: Religionen können und sollten zu einem toleranten Umgang zwischen verschiedenen Menschen beitragen. Zumindest für das Christentum kann ich das behaupten. Und viele jüdische und muslimisch Stimmen sehen das genauso.
In der Schöpfungserzählung der Bibel wird der Mensch als freies Wesen mit einer gottgeschenkten Würde beschrieben. Und das gilt nicht exklusiv für mich oder meine Religion, sondern für alle Menschen.
Der Begriff Toleranz stammt aus dem Lateinisch und heißt so viel wie dulden. Wer tolerant ist, erduldet, dass ein anderer anders denkt oder glaubt. Natürlich halten alle gläubigen Menschen ihre eigene Religion für wahr. Mir ist die Bibel heilig, nicht der Koran. Aber als Christ sehe ich den anderen auch immer als Ebenbild Gottes. Als Mensch, der frei ist, an das zu glauben, was er für wahr hält.
Als Menschen mit einer gottgeschenkten Würde. Wenn ich so auf den anderen schaue, dann kann ich es gut tolerieren, dass er etwas anderes glaubt als ich. Meinem Glauben nimmt das nichts weg.
Deswegen denke ich: alle die im Namen ihrer Religion Intoleranz forcieren und predigen instrumentalisieren Religion nur. Ich finde es wichtig, dem etwas entgegenzusetzen. Zum Beispiel in dem man Orte schafft wie das house of one, an denen sich Religionen bewusst begegnen und friedlich zusammenleben.
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