SWR4 Abendgedanken
Vor Kurzem war ich mit einer Reisegruppe in Ghana, und auf einem Stausee in einem Schiff sind wir völlig unerwartet in einen Sturm geraten. Ich habe auf einmal nur noch die dunklen Wolken heranziehen sehen, es windete wie aus dem Nichts und regnete aus allen Kübeln. Hohe Wellen brachten das Schiff ins Schwanken. Das Geschirr klapperte, die Musik verstummte, Panik brach aus. Und so habe ich auf einmal mit ein paar anderen unter einem Tisch auf dem Außendeck gesessen, damit wir vor den herumfliegenden Gegenständen geschützt waren. Eine Situation, die überhaupt nicht vorhersehbar gewesen war. Warum ist das Schiff überhaupt ausgelaufen? Warum hat niemand auf die Wetterapp geschaut? Fragen über Fragen. Mir kam die biblische Erzählung von der Sturmstillung in den Kopf. „Warum habt ihr solche Angst?“, fragt Jesus seine Jünger darin. „Habt ihr keinen Glauben?“ Das war für mich wie ein Befreiungsschlag, ein wenig Gottvertrauen, dass mich in dem Moment aus meiner eigenen Angst und meiner Erstarrung befreit hat. Alle Fragen nach dem Warum sind doch egal, jetzt ist das Jetzt gefragt. Jetzt, in diesem Moment, hatte nicht nur die Frau mir gegenüber unsagbare Angst, jetzt flogen die Sachen herum und waren die Wellen hoch. Also festhalten und ruhig bleiben. D geholfen. Wir haben aufeinander geachtet und uns gegenseitig ermutigt. Über dieses Erlebnis haben wir in den Tagen danach intensiv gesprochen. „Ich bin mir so allein und verloren vorgekommen. Es brauchte etwas, bis ich Euch und die anderen gesehen habe“, so die eine. „Ich musste mich erst einmal auf die Situation einlassen“, ein anderer. Und das ist es vielleicht: Sich auf eine unerwartete Situation, sich auf das „Jetzt“ einzulassen, bringt einen aus der Schleife des „hätte“ oder „wäre doch“ hinein ins Handeln und damit ins Leben. Das gilt ja nicht nur in solch einer Ausnahmesituation wie einem Sturm, sondern grundsätzlich im Leben. Ich bin nicht allein. Mir schenkt mein Glaube Halt, da sind andere Menschen mit mir im Leben unterwegs. Ihnen geht es vielleicht so wie mir. Das will ich aus diesem Sturm mitnehmen. Beherzt miteinander das angehen, was jetzt dran ist.
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