SWR Kultur Wort zum Tag

03JUN2024
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Die Dänen bauen auf Vertrauen. Nicht nur, dass es in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen zig Selbstbedienungsläden gibt, irgendwie gehört es zur dänischen Mentalität, dass man erstmal das Gute im anderen sieht. Das wirkt sich auf die Gesellschaft aus und bringt jede Menge innovative Ideen.

Zum Beispiel die eingangs genannten Selbstbedienungsläden: da gibt es einen Blumenladen, den man mit einer SMS freischalten kann, und dann können sich die Menschen bedienen und digital bezahlen. Oder die Bäckerei, die von einer Person betrieben wird. Der Bäcker kann nicht gleichzeitig backen und an der Kasse stehen. Die Leute bedienen sich und legen das Geld in eine kleine Dose. Nur ganz selten fehlt Geld. Und wenn, dann eher Centbeträge. Ein anderes Projekt bietet kostenlos Kajaks für zwei Stunden an. Die Bedingung dafür ist, dass man auf der Tour durch Kopenhagen Müll aus dem Wasser sammelt und das Ganze nachher in den Sozialen Netzwerken teilt.
Es gibt Hotels, in denen gemeinsam an einer großen Tafel gegessen wird, und die Leute sich die Schüsseln hin- und herreichen und so ins Gespräch kommen, sich kennenlernen und Vertrauen aufbauen.

Ein Pionier dieser besonderen Vertrauens-Aktionen ist Ronni Abergel. Er hat im Jahr 2000 „The Human Library“ ins Leben gerufen. Also eine Menschenbibliothek, und die funktioniert so: Bei ihm im Garten gibt es ein schönes Plätzchen mit zwei Schaukeln. Darauf kann man mit Leuten ins Gespräch kommen, die besonders sind. Die zum Beispiel mal drogenabhängig waren, Autisten sind oder geflüchtet. Es geht darum, Vorurteile loszuwerden und sich immer mehr zu vertrauen, weil man sich kennt. Ronni Abergel sagt: „Wenn Angst vor dem Fremden durch Vertrauen ersetzt wird, ist das doch ganz klar eine Verbesserung meiner Lebensqualität – ob ich jetzt aus Dänemark, Bangladesch oder aus Südafrika bin.“

Interessant ist, dass die dänische Gesellschaft schon ein paar Jahre lang zu den glücklichsten der Welt gehört.

Offen zu sein, sich zu vertrauen und vom Besten im Gegenüber auszugehen, macht glücklich. Und kreativ.

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