SWR3 Gedanken
Ich möchte Grabpatin werden. Noch nie davon gehört? Ging mir bis vor kurzem genauso. Dann habe ich erfahren, dass man auf dem Friedhof in meinem Viertel in Aachen die Patenschaft für ein Grab übernehmen kann. Man erklärt sich bereit, ein altes Grab zu pflegen, um das sich sonst niemand mehr kümmert. Unkraut jäten, schöne Blumen pflanzen oder kaputte Grabsteine reparieren – alles Aufgaben einer Grabpatin.
Tatsächlich scheint es das Konzept auf mehreren Friedhöfen zu geben. Und in einigen Städten ist es sogar so, dass man selbst mit in dem Grab bestattet werden kann, um das man sich gekümmert hat. Mir gefällt diese Idee richtig gut. Gräber sind ja Orte der Erinnerung. Und ich mag den Gedanken, dass so ein Ort auch erhalten bleibt, wenn jemand keine Angehörigen mehr hat. Dass sich dann trotzdem jemand erinnert. Als Christin glaube ich, dass jedes Leben von Gott geschenkt und wertvoll ist. Wenn ich das Grab von jemandem pflege, dann heißt das für mich, dass ich auch das Leben dieser Person wertschätze. Auch wenn ich sie nicht gekannt habe.
Leider kann man auf dem Friedhof in meinem Viertel nur Patin für besondere Gräber von wichtigen Persönlichkeiten werden. Viel schöner würde ich es finden, wenn es das für alle Gräber geben könnte – egal wie viel oder wenig Einfluss jemand in seinem Leben hatte. Und egal ob jemand eine große Familie und viele Freunde hatte oder sein Leben einsam verbracht hat. Jeder Mensch und jedes Leben hat den gleichen Wert. Und jeder Mensch verdient es, dass sich jemand an ihn erinnert.
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