SWR3 Gedanken
Bald ist Sommer und ich fühle mich so richtig wohl in meinem Körper. Ich freu mich auf meine Sommerkleider und darauf, im See schwimmen zu gehen. Dieses Gefühl ist neu für mich. Denn die längste Zeit meines Lebens bin ich froh gewesen, wenn es wieder kälter wurde und ich lange Hosen und einen dicken Pullover anziehen konnte. Jedes Jahr habe ich mir vorgenommen, endlich mehr Sport zu machen und weniger zu essen, um mich im Sommer im Badeanzug wohlzufühlen. Und jedes Jahr habe ich irgendwann wieder aufgegeben. Habe in langen Hosen geschwitzt und mich nach dem Baden schnell in mein Handtuch eingewickelt.
Bis jetzt. Dabei ziehe ich auch dieses Jahr keinen Fitnessplan und keine Diät durch. Der Bauch ist alles andere als straff und es ist sogar eine ziemlich große Narbe dazugekommen, die ich letztes Jahr noch nicht hatte. Etwas anderes hat sich geändert: Wie ich meinen Körper ansehe. Diesen Körper, mit dem ich mein Leben lang hadere; denn er hat in den letzten Monaten einen kleinen Menschen zusammengebastelt und zur Welt gebracht. Für mich ist das ein Wunder, für das ich wahnsinnig dankbar bin. Gleichzeitig ist mir klar geworden: Nicht nur in der Schwangerschaft leistet mein Körper beeindruckend viel. Die Beine, von denen ich immer nur wollte, dass sie dünner sind, tragen mich jeden Tag durchs Leben. Die Arme, die ich nie mochte, können sich um Menschen schließen, die ich liebe. Und der Bauch, der mir immer zu groß und zu weich schien, ist zum liebsten Schlafplatz meines Sohnes geworden. Mein Körper ist nicht perfekt; aber er ist der einzige, den ich habe. Deshalb will ich gut zu ihm sein. Ihn mit Bewegung und gutem Essen stärken. Aber eben auch mit positiven Gedanken.