Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute ist Halbfinale bei der EM. Wer gewinnt, steht im Endspiel. Und damit da, wo alle hinwollen. Wer verliert, fliegt raus.
Kein Wunder, dass da heute Abend viele vor dem Fernseher sitzen werden. Um mit zu erleben, wie es ausgeht.

Gewinnen wollen schließlich alle. Nicht nur im Fußball. Auch sonst geht es oft darum der erste oder die beste zu sein: in der Schule, bei der Suche nach einem Arbeitsplatz, wenn es um Karriere und Aufstieg geht - und noch auf der Warteliste zum Pflegeheim haben die, die zuerst da waren, bessere Chancen.

Manchmal scheint es mir so, als ob das ganze Leben ein Wettkampf ist, bei dem es immer darum geht, wer gewinnt. Die, die gut trainiert haben, erfolgreich sind und auch ein bisschen Glück haben, die kommen weiter. Die anderen sind die Verlierer, die man ganz schnell vergisst.

Das war schon so als Jesus gelebt. Auch da wurde schon gekämpft um ein erfolgreiches Leben. Die einen haben es geschafft und die anderen nicht.
Jesus wollte dem etwas entgegen setzen. „Die ersten werden die Letzten sein und die Letzten werden die ersten sein,“ sagt er einmal, als er von Gottes neuer Welt spricht. (Mt 20, 16)
Und genauso hat Jesus auch gehandelt: Er hat sich immer zuerst um die Letzten gekümmert: um die, die hinterher gehumpelt kamen, weil ihre Füße kaputt waren, und die, die den Weg gar nicht selber gefunden haben, weil sie blind waren. Auch die, von denen andere gesagt haben: „Das sind doch die Letzten!“ Weil sie betrogen haben oder einfach anders waren.
Sie kamen bei Jesus immer zuerst dran.

Die anderen waren deswegen trotzdem nicht die Looser. Sie mussten nur ein bisschen länger warten. Dann waren sie genauso willkommen und genauso eingeladen, dabei zu sein.
Jesus hat die Reihenfolge umgedreht. Weil er wollte, dass alle gut leben können. Die Verlierer wurden zu Gewinnern und die Gewinnern haben deswegen trotzdem nicht verloren. Und rausgeflogen ist niemand.

Ich finde es tröstlich, dass es nicht überall so zugeht wie auf dem Spielfeld. Dass es nicht immer so sein muss, dass die einen weiterkommen und die anderen rausfliegen.
Gott jedenfalls will es anders.

Deswegen kann man ja trotzdem Fußball schauen und mit den Gewinnern dort jubeln. Das ist schließlich nicht das Leben, sondern nur ein Spiel.


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