Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Hm, das riecht wie Gott!“ sagt ein Drittklässler, als er mit seinen Fingern über frisch gebackenes Brot streicht und daran riecht.
Wir haben im Unterricht über Brot gesprochen. Und meine katholische Kollegin hat gerade erzählt, dass sie über jedem Brot ein Kreuzzeichen macht, bevor sie es anschneidet. Als Dank an Gott. Das haben die Schüler dann auch gleich ausprobiert und einer hat dann eben gesagt:
„Hm, das riecht wie Gott!“

Riechen wie Gott – das finde ich einen tollen Gedanken.
Wir Menschen haben ja alle unseren unverkennbaren Geruch. Jede und jeder riecht anders. Manchmal gibt es auch so einen Familiengeruch. Das liegt vielleicht am Waschmittel. Unser eigener Geruch ist jedenfalls so stark und so unterschiedlich, dass Blinde einen daran erkennen können.

Geruch hat auch immer mit Erinnerung zu tun. Wenn es irgendwo so riecht wie bei meiner Großmutter auf dem Dachboden, dann fallen mir sofort die vielen Ferientage ein, die ich bei ihr verbracht habe. Oder wenn es so riecht wie früher in der Schule, dann kommen plötzlich ganz viele Erinnerungen an die Schulzeit.

Aber wie ist das dann, wenn etwas wie Gott riecht?
Und was kann überhaupt wie Gott riechen?
Frisch gebackenes Brot, sagt der Junge. - Vielleicht würde er auch sagen: gerade gemähtes Gras oder regennasse Erde. Ich würde sagen, es riecht nach Gott, wenn ein besonderer Duft von Leben zu riechen ist. Ein Duft, der einen auf mehr hoffen lässt. Auf leckeres Essen oder einen schönen Sommer oder blühende Blumen.
Ein Duft, der einen daran erinnert, dass das Leben gut ist und Gott es so will.

Der Junge hat mich angeregt, mehr auf solche Gerüche zu achten. Nicht nur auf das, was mir stinkt – im wahrsten Sinn des Wortes. Das ist ja leicht zu merken. Üble Gerüche oder schlechte Laune, das riecht man oft ja schon von weitem.
„Das habe ich gleich gerochen, dass da was faul ist“ sage ich manchmal, wenn etwas schief läuft.
Ich habe mir vorgenommen, mehr auf das zu achten, was gut riecht und was mich an Schönes erinnert.

Dabei möchte ich mich an Gott erinnern lassen, der es gut mit mir meint. Und vielleicht ein Kreuzzeichen machen. Als Dank für das Gute im Leben.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3924
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