Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wie kann man glücklich und gut zusammenleben – in der Partnerschaft, in der Familie, in der Ge-meinde, im Verein? Man braucht Liebe, antwortet der Apostel Paulus den ersten Christen. Die Liebe ist für das Zusammenleben wichtiger als Glaube und Hoffnung. Die Liebe ist das Größte. (1. Kor 13, 13)
Und Paulus zählt auf, wie die Liebe aussieht, die das Leben gut macht „Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles“ Ich würde mit meinen Worten vielleicht sagen. Sie macht stark und hat keine Angst, enttäuscht zu werden. Deshalb muss sie nicht misstrauisch sein, deshalb kann sie sich auf die Hoffnung einlassen und eine Menge aushalten.
Halt mal, sagen Sie jetzt vielleicht, gerade so bin ich unglücklich geworden. Ich habe mich abgearbei-tet und verausgabt an diesem hohen Ideal und jetzt fühle ich mich ganz leer und verbraucht. Seelsor-ger und Psychologen hören das immer wieder und deshalb raten sie gerade nicht „duldet alles, ertragt alles, glaubt alles!“, sondern „grenzt euch ab, nennt eure Erwartungen, lasst euch nicht alles gefallen“. Hat Paulus mit seinem Hohenlied auf die Liebe die Leute also überfordert? Ja, was er vorschlägt, ist eine Überforderung: jedenfalls, wenn man es aus eigener Kraft versucht. Dann überfordert einen die Liebe. Aber Paulus sagt eben nicht: strengt euch an, gebt euch Mühe, dann klappt das schon. Paulus sagt zuerst einmal: die Liebe ist ein Geschenk, eine Gnadengabe schreibt er, ein Charisma, ein Ge-schenk Gottes. Gott ist es, der mit seinem Heiligen Geist die Kraft zu lieben in mir entzünden kann, denn er ist ja die Liebe selbst. Wo seine Liebe in mir aufblüht und wächst, da ist sein Geist, ein Stück von Gott selbst in mir.
Dem kann man sich verschließen. Sie nicht in sich hineinlassen, die Kraft zur Liebe. Manche sind zu sehr mit anderem beschäftigt, da findet die Liebe keine Gelegenheit, sich in ihrem Herzen einzunisten. Manche sind so enttäuscht, dass sie es nicht zulassen wollen: bloß nicht noch mal so eine Enttäu-schung. Manche haben Angst, sich darauf einzulassen: wer weiß, wohin das führt, wenn ich tue, was aus der Liebe kommt. Man kann sich der Liebe verschließen. Aber man kann sich auch öffnen für die Liebe. Man kann ihr gewissermaßen das Herz hinhalten, wie man sein Gesicht in die Sonne halten kann – und einfach spüren, wie sie wärmt.
Wie kann man glücklich und gut zusammen leben? Ich glaube, man muss Gott sein Gesicht hinhalten – hören, sehen, spüren dass Gott mich liebt und es gut mit mir meint. Dann wird die Kraft zur Liebe in mir wachsen. Immer wieder neu.-

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