Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ein guter Mensch sein kann man auch ohne Gott – kein Zweifel. Man kann sich für den Umweltschutz einsetzen, auch wenn man nicht an Gott glaubt. Man kann sich bemühen, liebevoll und verständnisvoll mit den Menschen umzugehen, auch wenn man nicht an Gott glaubt. Viele tun für den Frieden was sie können und bemühen sich, niemanden zu übervorteilen und allen gerecht zu werden – aber sie sagen, dass sie „religiös unmusikalisch“ sind. Ein guter Mensch sein, oder jedenfalls ein anständiger, das kann man auch ohne an Gott zu glauben, oder sich jedenfalls darum bemühen.
Aber es ist oft ziemlich anstrengend und frustrierend, ein guter Mensch zu sein. Manchmal wird man einfach bloß ausgenutzt, wenn man nicht die Ellenbogen einsetzt für die eigenen Interessen. Es gibt Fehlschläge, wenn man sich für eine gute Sache engagiert. Und manchmal macht man selber Fehler, tut einem anderen weh, macht alles kaputt, obwohl man es doch gar nicht wollte und sich eigentlich immer Mühe gegeben hat. Dann möchte man am liebsten den Bettel hinschmeißen: Es ist doch alles umsonst. Warum soll ich mich weiter bemühen, jetzt ist ja doch alles egal. Und warum überhaupt im-mer ich, die anderen schauen doch auch immer nur nach sich selbst.
Ich glaube, da kann der Glaube helfen. Denn, wer an Gott glaubt, der hat gehört: Gott hat uns Men-schen die Erde gegeben, damit wir sie bebauen und bewahren. Da habe ich eine Aufgabe. Das ist der Sinn meines Lebens, die Schöpfung zu bewahren. Das ist dann trotzdem manchmal mühsam. Rück-schläge gibt es auch. Und Fehler machen auch die, die an Gott glauben – das ist sicher. Aber auch schlimme Fehler ändern nichts daran, dass ich eine Aufgabe habe und mein Leben einen Sinn hat. Auch wer Fehler gemacht hat bleibt ja Gottes Geschöpf. Und ich weiß: ich kann wieder aufstehen und weiter machen und Gott wird seine Freude an mir haben. Wenn mir die Kraft ausgeht, dann kann ich ihn bitten: Richte mich wieder auf. Gib mir deinen Geist, der lebendig macht und neue Kraft gibt. Allein schaffe ich das nicht. Und meine Erfahrung ist: nach so einer Pause kommt sie dann wieder, die Kraft, und die Lust am Leben und an den Aufgaben auch. Und oft finden sich Menschen, die mir Mut ma-chen und mir einen Teil von dem abnehmen, was mir zu schwer geworden ist. Trotzdem gelingt vieles nicht – auch das ist wahr. Aber ich kann hoffen, dass Gott am Ende gut machen wird, was uns nicht gelungen ist.
Ich glaube an Gott. Deshalb bin ich nicht besser als andere. Aber ich habe einen, der mich inspiriert und der mich hält, wenn mir alles zu viel wird. Und ich finde: das macht es leichter menschlich zu le-ben.

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