Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Das kleine Ferkel und der kleine Igel hatten immer geglaubt, es könnte ihnen gar nicht besser gehen. Doch dann entdeckten sie ein Plakat, auf dem geschrieben stand: „Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas!“ Da erschraken die beiden und machten sie sich auf den Weg, um Gott zu suchen…
So fängt ein Bilderbuch für Kinder an, das in diesem Frühjahr die Gemüter erregt hat. Es gab sogar einen Antrag des Familienministeriums, das Buch zu verbieten, der Anfang März abgelehnt wurde. Grund für die Aufregung: Das Buch zeigt, mit Bildern, die eigentlich Karikaturen sind, jeweils ein einzi-ges Merkmal der drei großen Religionen: einen muslimischen Imam, der von der Hölle erzählt, einen jüdischen Rabbi, der von Gott redet, der die Ungehorsamen bestraft und einen Bischof, der auf Jesus am Kreuz zeigt und die Vorstellung vom Opfertod Jesu erklärt. Am Ende sind der Igel und das kleine Ferkel ganz erschrocken und finden: „Wer Gott nicht kennt, der braucht ihn nicht!“
Das ist nun allerdings wahr – wie soll man jemanden brauchen, den man nicht kennt? Die Frage ist bloß: wie kann man Gott kennen lernen? Ich glaube, es reicht nicht, wenn man einen Punkt aus der Religionslehre herausnimmt. Man kann ja auch einen Elefanten nicht kennen lernen, wenn einem je-mand nur sein Ohr beschreibt oder den Rüssel. Ich glaube, wer Gott kennen lernen will, muss Gott selbst zu Wort kommen lassen. Ich will für meinen christlichen Glauben erklären, wie ich das meine: Wir Christen glauben, dass Gott sich selbst den Menschen vorgestellt hat. In Jesus Christus ist er zur Welt gekommen. An ihm, an seinem Verhalten und Reden kann man sehen, wie Gott ist. Jesus hat von einem Vater geredet, der seinem auf Abwege geratenen Sohn eine neue Chance gegeben hat, damit er doch noch seinen Weg finden kann. So ist Gott, hat Jesus gesagt. So behandelt er seine Menschen. Jesus hat im Auftrag Gottes Menschen gesund gemacht, von denen andere nur sagten: die sind doch selbst schuld an ihrem Unglück. Er hat gesagt: wenn ihr barmherzig miteinander umgeht und gerecht teilt, was da ist – dann kann die Welt so werden, wie Gott sie gewollt und gemacht hat: sehr gut.
Von all dem redet das umstrittene Kinderbuch nicht. Sondern von den total einseitigen Vorstellungen, die seine Verfasser von Gott haben. Deshalb muss man es nicht verbieten. Aber wenn Kinder Gott kennen lernen sollen, dann sollte man ihnen von Jesus erzählen. Dazu gibt es gute andere Bilderbü-cher. Damit Kinder Gott kennen, wenn sie ihn brauchen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=3845
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