Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wieder mitten im Leben sein – ich denke mir, es gibt nichts Schöneres für Menschen, die irgendwie an den Rand geraten sind und den Anschluss verloren haben.
Ich denke an die alte Frau, seit zwei Jahren sitzt sie im Rollstuhl, jeden Tag sitzt sie am Fenster, schaut hinaus und hofft, dass Besuch kommt. Ich denke an den geistig behinderten Mann in meinem Dorf. Der Albverein nimmt ihn mit auf seine Wanderungen, beim CVJM ist er auf jedem Fest dabei und hilft Tische und Bänke aufzustellen. Ich denke an das Mädchen, dessen Eltern kein Geld für ein schönes Kleid und ein Fest zur Konfirmation hatten. Sie wollte nicht mit den anderen Jugendlichen zum Unterricht gehen. Dann hat der Pfarrer einen finanziellen Zuschuss aufgetrieben für ihre Eltern. Jetzt ist sie wieder mitten drin in ihrer Konfirmandengruppe.
Sie hereinholen, damit sie wieder mitten im Leben sein können – so kann man Menschen die Freude am Leben zurück geben. Was dazu nötig ist und was man tun kann, das kommt ganz auf den Einzel-fall an. Deshalb ist erst einmal wichtig, dass man genau hinschaut: was fehlt denn dem anderen? Das hat Jesus gezeigt. Von ihm wird in vielen Geschichten erzählt, dass er die Menschen sah. Zachäus zum Beispiel, den zu klein geratenen Zöllner, mit dem niemand zu tun haben wollte, weil er die Leute schikanierte und mit den Besatzern des Landes zusammen arbeitete. Jesus sieht ihn wie er auf einen Baum gekrochen war, weil er etwas von dem Leben mitkriegen will, das sich in seiner Stadt abspielt. Jesus sieht ihn da oben hocken. Und er begreift, was mit diesem armen reichen kleinen Mann los ist und was ihm fehlte. Da verstand er auch, was er für diesen Mann da oben im Baum tun konnte. „Komm runter, ich will heute gerade dich besuchen!“ sagt er ihm. Und ein paar Minuten später ist Zachäus wieder mitten im Leben. Da kann er aufhören, sich selber leid zu tun und findet heraus, was er selber tun kann, um wieder Anschluss zu finden.
Man muss hinsehen, was die Menschen brauchen, damit sie wieder mitten im Leben sein können. Manchmal kostet das auch Geld, was dann zu tun ist, wie bei dem Mädchen, das ein neues Konfirma-tionskleid brauchte. Deshalb sammelt die Diakonie in der kommenden Woche Spenden unter dem Motto: „Wieder mitten im Leben. Dank ihrer Spende.“ In diesem Jahr geht es besonders um behinderte und um Kinder und Jugendliche aus armen Familien. Es wäre schön, wenn Sie etwas geben könn-ten.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3844
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