Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

09SEP2023
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Dass alles eine ganz bestimmte Zeit hat, daran erinnert schon die Bibel.
Seit einigen Jahren etwa begehen die Kirchen eine „Zeit der Schöpfung“. Vom 1. September bis zum 4. Oktober beten Christinnen und Christen verschiedener Konfessionen öfter gemeinsam. Sie bestärken sich darin, bewusst und nachhaltig zu leben, um die Schöpfung zu bewahren. In der Pfarrei St. Peter in Montabaur, in der ich als Seelsorger arbeite, treffen wir uns zum Beispiel auf dem höchsten Punkt in der Umgebung der Stadt. Dort gibt es eine Andachtsstätte für den Frieden, für Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. Vorher standen viele Fichten dort, die durch die Dürresommer und den Borkenkäferbefall gefällt werden mussten. Jetzt wächst dort langsam ein neuer Klima-Zukunftswald mit kleinen Bäumchen, den verschiedene Generationen als Hoffnungszeichen für eine gute Zukunft eingepflanzt haben.

Ich versuche inzwischen auch, die Jahreszeiten bewusster wahrzunehmen, um mich auf die entsprechenden Feste am Ende freuen zu können. Wenn ich zum Beispiel jetzt schon Lebkuchen kaufen würde, würde der mir an Weihnachten noch wirklich schmecken? Ich glaube eher, er wäre mir dann überdrüssig.

Jetzt zum Beispiel sehe ich im Wald die reifen Brombeeren und stecke mir schon mal ein paar davon in den Mund. Dieses Jahr will ich mir nun auch die Zeit nehmen, mit einer Schüssel einmal ohne unseren Hund dorthin zu gehen, um einige davon zu ernten. Dann gibt es selbstgemachte Brombeer-Marmelade. So lecker!

Etwas voller Hoffnung säen, es wachsen sehen, etwas selbst ernten und verarbeiten - das ist anders, als einfach ins Regal zu greifen und ein anonymes Produkt an der Supermarktkasse zu bezahlen. Wenn der Brombeerduft beim Marmelade-Einkochen in meine Nase steigt, dann wird mir neu bewusst, was ich schon als Kind in der Kirche gesungen habe: „Alles hat Gott gemacht!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38360
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