SWR1 3vor8
SWR1 3vor8
Heute mit Gedanken von Pfarrer Felix Weise
Es war verboten – deshalb musste ich es einfach machen! Als Kind fand ich viele Regeln, Gebote und Verbote einfach doof. Ich wollte selbst entscheiden – mit Kumpels den alten Bunker im Wald erkunden oder im Urlaub im See baden gehen – auch wenn da stand: „Der Zugang zum See ist gesperrt. „Zu gefährlich“ sagten die Eltern. Oder „Regeln sind dazu da, dass man sie einhält.“
Regeln sind doof. Das war nicht nur unsere Einstellung als Kinder. Auch bei Erwachsenen haben Regeln oft keinen allzu guten Ruf: Erfunden, um eingehalten zu werden? Erwachsener wäre es doch, selbst zu entscheiden und nicht einfach jedem Gebot oder Verbot zu gehorchen.
Im Predigttext, über den am heutigen Israelsonntag in vielen evangelischen Gemeinden gepredigt wird, findet sich eine ganz andere Wahrnehmung von Regeln oder Geboten.
Die Bibel erzählt, dass Gott selbst dem Volk der Israeliten viele Regeln und Gebote mit auf den Weg gegeben hat. Und dass die ganze Welt Israel für seine Regeln bewundern wird! Im 4. Buch Mose heißt es: „Wenn sie alle diese Gebote hören werden, dann müssen sie sagen: Was für weise und verständige Leute sind das, ein herrliches Volk!“
Was für eine andere Perspektive auf Regeln, Gebote und Verbote, die wir oft so lästig finden. Hier ist das, was Gott seinem Volk geboten hat, Grund für Bewunderung und Anerkennung. „Torah“ ist das hebräische Wort für Gesetz – aber kann auch mit Weisung oder Lehre übersetzt werden. Weisungen, wie Menschen respektvoll und auf Augenhöhe miteinander umgehen sollen. Richtlinien, um zu verhindern, dass der Zusammenhalt verloren geht oder der Respekt vor dem Leben von anderen. Gottes Gebote sind nicht einfach nur dazu da, um stur befolgt zu werden. Sie sind Weisungen, die dem Leben die richtige Richtung geben.
Zugegeben, sie schränken die eigene Entscheidungsfreiheit ein. Aber nur, damit alle gemeinsam gut leben können.
Jetzt in den Sommerferien habe ich meinen kleinen Neffen dabei erwischt, wie er den alten Bunker im Wald erkunden wollte. Das ist immer noch verboten – denn es ist immer noch gefährlich und das alte Ding einsturzgefährdet. Deshalb gehen wir jetzt lieber gemeinsam zum Baden, und zwar an einen Baggersee, der sicher ist.
Klar soll der Kleine auch mal etwas ausprobieren, seine Freiheit und seine Grenzen austesten. Aber es ist auch ganz gut, dass Gebote und Regeln ihm seine Grenzen setzten. Denn Ein gutes Gebot dient dem Leben. Und will es nicht zerstören.
Von Felix Weise von der evangelischen Kirche – gesprochen von Barbara Wurz
https://www.kirche-im-swr.de/?m=38259