SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

29MAI2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Viele Lachfältchen rund um die Augen. Tiefeingegrabene Falten auf der Stirn. Große, staunende Augen. Ein energisches Kinn. Lippen, an denen man gebannt beim Erzählen hängt… Gesichter sind so unterschiedlich - und so faszinierend. Finde ich. Können sie doch soviel über einen Menschen erzählen, kann man auch ohne Worte soviel mit ihnen ausdrücken.

Und das Gesicht meines Gegenübers richtig wahrnehmen, anschauen. Manchmal auch ohne Worte etwas, das unglaublich viel bedeuten kann.

Ich finde – ein Gesicht darf und sollte Bände sprechen – also davon erzählen, wie es mir geht, was ich erlebt habe, von der Situation, in der ich gerade bin, stecke. Kinder machen das noch ganz intuitiv. Und herrlich offen… Und das ist eigentlich ein echter Segen, diese Offenheit. Und dieses „Sich-Anschauen“. Denn nur so kommen wir wirklich miteinander in Kontakt, nur so können wir einander wahrhaftig kennenlernen und verstehen. – Eine ganz ähnliche Erkenntnis steckt auch in einem tatsächlichen Segen, der oft am Ende von Gottesdiensten gesprochen wird: „Gott hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“ Da steckt drin, dass Gott sich dem Menschen komplett zuwendet. Sich absolut nicht hinter einem „Pokerface“ versteckt, sondern uns offen und mit liebevollem Lächeln anschaut. Da steckt die Nähe drin, die entsteht, wenn wir unser Inneres übers Gesicht zeigen und ausdrücken. Wenn ich diesen Segenwunsch zugesprochen bekomme, dann bedeutet das für mich auch: Ich bekomme (zu-)gesagt, dass Gott mich mit seinem ganzen Gesicht anschaut. Dass ich mit ihm in Kontakt kommen kann. Dass Gott alles, was mir ins Gesicht geschrieben steht, richtig wahrnimmt. In diesem Segen steckt: Gott interessiert sich für jede und jeden und verspricht ihr und ihm Gnade und Frieden. Ganz direkt. Und von An-Gesicht zu An-Gesicht. Was für ein Segen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37743
weiterlesen...