SWR1 3vor8

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04JUN2023
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Schauspieler machen es, bevor sie die Bühne betreten, Fußballerinnen auch, Dracula fürchtet sich davor und einige machen es, wenn sie in eine Kirche kommen – das Kreuzzeichen. Mit ausgestreckten Fingern geht es von der Stirn zur Brust und dann von der linken zur rechten Schulter.

Ich mag dieses Zeichen. Und ich mache es oft mehrmals am Tag. Am Morgen, wenn ich in einen anstrengenden Tag starte oder zusammen mit anderen, wenn ich am Ende eines Gottesdienstes von Gott gesegnet werde.

Das Kreuzzeichen ist ein uraltes Segenszeichen, mit dem sich Christen zu Gott bekennen. Kurz und knapp fasst es zusammen, was Christen glauben, nämlich an Gott Vater, an seinen Sohn Jesus und an den Heiligen Geist.

Paulus ist einer der ersten, der den Glauben an den „dreifaltigen“ Gott, in eine Art Segensformel gepackt hat. In einem seiner Briefe segnet er die Gemeinde in Korinth und schreibt: Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2 Kor 13,13) Heute, am Dreifaltigkeitssonntag, wird dieser Abschnitt in katholischen Gottesdiensten gelesen.

Wenn ich beim Kreuzzeichen meine Stirn berühre, dann denke ich an Gott und seine Liebe zu uns Menschen. Ich glaube, dass er mich gewollt hat und mit mir auf dieser Welt etwas vorhat. Wenn meine Hand nach unten zur Brust geht, dann denke ich an Gott, der die Idee hatte, in Jesus Mensch zu werden, und der sich mit großer Leidenschaft für uns Menschen eingesetzt hat. Jesus weiß, wie sich das Leben anfühlt – mit all den schönen Momenten, aber auch den richtig miesen. Und weil er auferstanden ist, hoffe ich, dass ich nach dem Tod bei Gott sein werde. Dass dann alles gut ist. Wie auch immer das genau sein wird. Zum Schluss geht meine Hand nach links und rechts. Das macht mir deutlich, dass Gott auch jetzt da ist. Sein Geist tröstet oder verändert mich. Er inspiriert und treibt mich an, er lässt mich lieben, powern und lachen.

Neulich habe ich gelesen, was syrische Christen beim Kreuzzeichen beten. Ich finde, das fasst das noch einmal wunderbar zusammen. Sie beten: "Im Namen des Vaters, der uns ausgedacht und geschaffen hat, und des Sohnes, der in die Tiefe unseres Menschseins hinabgestiegen ist, und des Heiligen Geistes, der das Linke zum Rechten wendet, der das Unbewusste und Unbekannte in uns verwandelt, damit es ausgerichtet wird auf Gott." [1]

 

[1]https://www.katholisch.de/artikel/37-das-kreuzzeichen

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37729
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