SWR4 Abendgedanken

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01JUN2023
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Manchmal kann ich ganz schön neidisch sein. Auf irgendwelche Promis, zum Beispiel auf den reichen Erben von irgendeiner Berühmtheit oder einem Firmengründer beim Fernsehinterview. Wenn ich denke, dass dem alles unverdient zufällt, wofür ich mich ziemlich abzappeln muss.  Dabei weiß ich: Neid ist ungesund.

Neid macht Herzschmerzen und Nierenstechen. Das jedenfalls entdeckt ein Mann namens Asaph, von dem die Bibel in Psalm 73 erzählt.

Asaph ist Berufsmusiker im Tempel von Jerusalem. Und er beschreibt mit großer Leidenschaft, wie er neidisch ist auf die gottlosen Angeber. „Sie tragen ihren Hochmut wie eine Halskette“, schimpft er und sagt: „…aus ihren Augen grinst der Wohlstand.“

Ich muss schmunzeln über diesen zornigen, neidischen Asaph. Mit seiner Schimpferei macht er sich Luft und hält mir zugleich einen Spiegel vor. Neidisch sein, das ist nichts, womit man sich schmücken kann. Es klingt missgünstig und eng, was er da von sich gibt. Wer neidisch ist, schadet sich selbst mit seinem Neid. Das kann ich an Asaph ganz gut erkennen.

Asaph kommt auch selbst drauf, dass es ihm mit seinem Neid auf die Dauer nicht gut geht. Asaph geht in den Tempel. Er macht sich auf die Suche nach Gott, betet… Asaph denkt nach über den Tod und das Leben. Und plötzlich sieht er die Dinge anders. Er begegnet Gott und erkennt in diesem Moment, dass ihm sein Neid Herzschmerzen gemacht hat und Nierenstechen und dass ihn das abgelenkt hat von dem, was wirklich wichtig ist .

Am Ende von Psalm 73 singt Asaph ein begeistertes Lied über den Glauben. Und der Neid scheint wie weggeblasen. „Gott, bei dir zu sein ist alles, was ich mir auf der Erde wünsche.“ (Ps 73, 25b Basisbibel). Kein Herzschmerz mehr und kein Nierenstechen. Asaph hört auf, nach dem Reichtum der anderen zu schielen – was würde ihm das auch nützen?

Befreit singt er und jubelt: „Bei Gott habe ich meine Zuflucht.“ (Ps 73, 28b)

Manchmal bin ich neidisch. Und das geht auch nicht immer so schnell weg wie bei Asaph. Aber ich weiß, dass Gott den besseren Überblick hat über mein Leben und dass er weiter sieht als ich, und deswegen verlasse ich mich darauf, bevor ich im Neid versinke: Mit Gottes Hilfe kriege ich das weg!

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