SWR2 Wort zum Tag

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23MAI2023
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Die Eucharistie, so betont es das II. Vatikanische Konzil, ist der „Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt.“ Ich habe mir über dieses Sakrament Gedanken gemacht, als ich kürzlich zu einer Erstkommunionfeier im Kreis der Familie eingeladen war. Dort konnte ich erfahren, was das im Jahr 2023 bedeutet. Der Pfarrer der Großstadtpfarrei sprach die Kinder direkt an in seiner Predigt und betonte, wie Jesus in ihrem Leben eine tragende Rolle spielen kann. Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, dass sich hier einer bemüht, noch den letzten Rest der großen Tradition des Glaubens zu retten und dabei eine Sprache spricht, die nicht bei den Kindern ankommt. Bei den Erwachsenen übrigens auch nicht. Ich habe mich gefragt, wie ich von seiner Position aus zu den hier versammelten Menschen sprechen würde. „Bald werden auf Euch ganz andere Einflüsse einströmen“, so würde ich wohl sagen. „Nämlich dann, wenn Ihr alle eigene Handys habt und die Tiktok-App darauf läuft. Kaum davon loskommen werdet Ihr, weil es euch riesigen Spaß macht. Ihr könnt euch sehr schnell verlieren in dieser attraktiven, anderen Welt. Aber es wird euch etwas fehlen, was euch dauerhaft Halt und festen Boden unter den Füßen verleiht. Etwas, was eurem Leben wirklich einen Sinn gibt.“

Und zu den Erwachsenen, die bei der Feier da waren, hätte ich wohl gesagt: „Wir als Kirche sind zurzeit nicht gerade dabei, in der Gesellschaft zu punkten. Vor Tagen erst hat der Missbrauchsberichts im Erzbistum Freiburg klar gemacht, dass die Verantwortlichen bereit waren, sogar das eigene kirchliche Recht zugunsten von Tätern zu ignorieren. So ist es schwer, in der Kirche davon zu reden, wie Leben gelingen kann und welchen Sinn die Sakramente haben.“

Es stimmt: Viele kommen nur noch zu solchen festlichen Anlässen zu einem Gottesdienst. Man kommt kaum umhin, hier vom Versagen der Organisation Kirche zu sprechen. Weil sie viel zu lang damit beschäftigt war, mit dem Finger auf die Sünden anderer zu zeigen, während in ihren eigenen Mauern die schlimmsten Taten begangen wurden. Erst wenn dieses Versagen deutlich anerkannt ist, können wir vielleicht der Frage wieder nachgehen, was uns trägt und unserem Leben Sinn gibt. Darzustellen, was das gemeinsame Abendmahl, die Eucharistie damit zu tun hat und warum die Kommunion vor allem Begegnung und Kommunikation ist, wäre vielleicht ein Anfang. Er könnte dazu anregen, über den Glauben neu nachzudenken.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37711
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