SWR2 Wort zum Tag

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24MAI2023
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Für Papst Franziskus ist klar: „Diese Wirtschaft tötet“. Auf der einen Seite schwelgen wenige Reiche im Luxus, auf der anderen Seite leidet die Umwelt und Millionen schuften als billige Arbeitskräfte. Ein Skandal! Können wir diese Wirtschaft und den ganzen Kapitalismus da nicht einfach abschaffen?

Mich interessiert: Was hat es mit diesem „bösen“ Wort eigentlich auf sich. Vereinfacht gesagt: Kapitalismus kann es nur dort geben, wo Menschen etwas sparen können. Wenn ein Staat den Menschen alles willkürlich wegnehmen kann, gibt es auch kein Kapital. Verglichen mit früheren Wirtschaftsformen ist das zunächst ein großer Fortschritt: Menschen können sich sicher sein, dass sie behalten dürfen, was sie sich erarbeitet haben.  

Wer Geld gespart hat, kann es ausgeben, verschenken oder unter der Matratze verstecken. Kapitalisten suchen stattdessen nach einer Idee, wie sie das Geld anlegen und vermehren können.

Im Kapitalismus haben die Menschen die Freiheit, selbst zu entscheiden, welchem Unternehmen oder Start-Up sie ihr Geld anvertrauen. Egal, ob es dabei um neue Impfstoffe, schnellere Computerchips oder bessere Windräder geht. Dabei können sie gewinnen oder viel verlieren.

Um es kurz zu machen: Ich sehe beim Kapitalismus auch Vorteile. Warum sollen Menschen nicht selbst entscheiden, was sie mit ihrem Geld machen?

Mit Papst Franziskus würde ich gern mal über die Wirtschaft diskutieren. Er stammt aus Argentinien und könnte erzählen, wie die Menschen dort leben und arbeiten. Ich würde mit ihm darüber sprechen wollen, welche Ideen er für eine Wirtschaft hat, die gerecht und nachhaltig ist. Worauf wir uns beide sicher schnell einigen können: Die Wirtschaft soll nicht einzelne immer reicher machen, sondern dem Gemeinwohl dienen.

Für mich ist es an der Zeit, mehr über Wirtschaft zu lernen und zu überlegen, was es da in Zukunft braucht. Wenn Firmen immer mächtiger werden und die Natur zerstören, tötet diese Wirtschaft. Doch es geht auch anders: Ich habe nichts dagegen, wenn Menschen frei entscheiden können, was sie mit ihrem Geld machen. Solange wir dabei diejenigen schützen, die im Kapitalismus leicht unter die Räder kommen. Ich bin mir sicher: Es ist möglich, gerecht zu wirtschaften, so dass alle gut leben und arbeiten können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37696
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