SWR4 Abendgedanken

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15MAI2023
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Gott sagt „Ja“ zu mir – einfach „Ja“. Was das bedeutet, haben wir in unserer Kirchengemeinde ein dreiviertel Jahr versucht 42 jungen Menschen zu zeigen. Gestern war unsere letzte Konfirmation. Die meisten der Jugendlichen wurden schon als kleine Babies getauft. Das haben natürlich ihre Eltern so entschieden. Mit 14 Jahren wird man in Deutschland aber religionsmündig – also sowas wie volljährig in Glaubensfragen. Deshalb ist das bei der Konfirmation anders. Da können sich die Jugendlichen dann selber dafür entscheiden. Und damit auch selber Ja zu ihrer Taufe sagen.

Deshalb haben sie in den letzten Wochen und Monaten viel über den Glauben und die Kirche gelernt: Über den Gottesdienst, über biblische Geschichten, über die Taufe. Und eine Sache finde ich bei allem Lernen und Erklären immer ganz besonders wichtig: Glaube kann sich verändern – immer. Mein Glaube heute ist sicher ein ganz anderer als mit 14. Und vermutlich auch ein anderer als mit Mitte 20. Ich habe heute andere Fragen an Gott als früher. Manchmal geht mir das Vertrauen verloren, das ich gekannt habe – und dann entdecke ich es neu an einem ganz anderen Ort.

Aber egal, wie ich im Moment selber zum Glauben stehe: Gott sagt schon mein ganzes Leben Ja zu mir. Mit allem, was ich gut kann. Und mit allem, was ich gar nicht kann. Und wo ich auch unzufrieden mit mir bin. Gott schätzt mich. Er hilft, begleitet, und er vergibt.

Diese Jugendlichen sind gerade in einer ganz besonderen Phase. Sie sind keine Kinder mehr, aber erwachsen sind sie auch noch nicht. Sie verändern sich selbst. Andere Themen sind plötzlich unglaublich wichtig. Wie nehmen mich die anderen wahr. Wie stelle ich mich selbst auf Instagram dar. Gerade in dieser Zeit finde ich das total wichtig, dass sie spüren, dass Gott auf ihrer Seite ist.  Dass sie sich da nicht mal anstrengen müssen. Um ein besonders gutes Bild abzugeben. Für Gott braucht es keinen besonderen Filter oder Weichzeichner.

Und das gilt eigentlich auch nicht nur für junge Menschen. Ich muss als Erwachsener in so viele Rollen schlüpfen und in so vielen Sachen gut sein. Bei Gott muss ich nichts leisten. Nichts beweisen. Mich nicht verstellen oder besonders stark und männlich sein. Gott sagt mein ganzes Leben schon Ja zu mir.

Für die Jugendlichen war das eine intensive Zeit. Jetzt ist sie zu Ende und sie gehen wieder ihre eigenen Wege. Manche sieht man hin und wieder. Manche eher nicht. Das finde ich aber auch nicht schlimm. Sie sollen ja ihre eigenen Erfahrungen machen. Ihre eigenen Wege gehen. Aber in dem Wissen, dass Gott sie immer und überall begleitet. Und für uns da ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37643
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