SWR3 Gedanken

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13MAI2023
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Mein Vater ist dement, und egal wie durcheinander er gerade ist, wenn ich ihn frage: „Papa, es ist Wochenende. Trinken wir einen Sekt zusammen?“ Dann sagt er: „Ja.“ und lacht.

Mein Vater hat schon immer gerne Sekt oder Weinschorle getrunken, er hat sogar lange selbst ein Stück Weinberg gepflegt, und auf seine eigenen Reben war er immer stolz. Jetzt ist er 87 und Sekt ist immer noch sein absolutes Lieblingsgetränk.

Ich bin auf einen Sekt-Segen gestoßen. Also ein Gebet passend zum Sekt trinken. „Wenn das mal nicht zu meinem Vater passt“, habe ich gedacht. Dieser Sekt-Segen geht so:

„Wenn mir mein Glas eingeschenkt wird, bete ich: Gott, du beschenkst mich mit allem, was ich brauche.

Wenn ich anstoße, denke ich: Jesus, du machst mein Leben aufregend, vor allem dann, wenn ich mit anderen in Kontakt komme.

Und wenn die Kohlensäure im Mund bizzelt, dann bete ich: Heiliger Geist, wenn´s in meinem Leben prickelt, dann bist du dabei. Du lässt mich sogar manchmal überschäumen und dann ist deine Liebe perfekt.“

Ich weiß nicht, ob mein Vater etwas mit diesem speziellen Sektgebet anfangen kann, aber ich bin sicher: er ist bestimmt dankbar für alles, was er in seinem langen Leben geschenkt bekommen hat. Und vielleicht ist er auch gespannt, wer ihm noch alles begegnet. Ob in seiner ganz eigenen Welt oder in unserer gemeinsamen.

Ich bitte Gott auf jeden Fall um das Prickeln im Leben. Für meinen Vater und mich. Um die Lebendigkeit, wenn wir Liebe spüren und noch den ein oder anderen unbeschwerten Moment zusammen erleben dürfen. Zum Wohl, Papa.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37618
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