SWR3 Gedanken

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10MAI2023
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Der Sozialarbeiter im Krankenhaus fragt mich: „Haben Sie schon einen Platz in der Kurzzeitpflege organisiert?“ Ich stehe im Krankenhaus, in dem mein Vater vor wenigen Tagen operiert wurde, und der Sozialarbeiter schaut mich groß an: „Sie wissen wie sportlich das ist, so einen Platz in so kurzer Zeit zu finden.“

Ich weiß erstmal gar nichts. Ich weiß nur, dass ich meinen Vater eigentlich nie weggeben wollte. Nicht in ein Heim, nur weil wir es daheim nicht mehr schaffen.

Aber jetzt sind die Dinge anders. Nach dieser OP braucht mein Vater das komplette Pflegeprogramm. Und das kann ich ihm nicht geben.

Ich kann das tun, was mir möglich ist: Ihn besuchen, ihm Suppe geben, ihm gut zureden und für ihn beten. Das ist eine Menge, aber es fühlt sich trotzdem nach zu wenig an.

Zwei Tage später habe ich einen Platz in der Kurzzeitpflege ergattert. Nachdem ich unendlich viel telefoniert habe, gewartet habe und mit einer Menge freundlicher Menschen gesprochen habe.

Das vierte Gebot heißt: „Du sollst Vater und Mutter ehren.“ Jetzt muss ich entscheiden, was das heute für mich heißt. Da höre ich auf die, die sich auskennen. Zum Beispiel auf die engagierten Frauen vom Pflegedienst, die mich beherzt beraten.

Mit vielem bin ich überfordert, aber wenn ich das Gefühl habe, dass da Leute an einem Strang ziehen, dann fühlt sich das richtig an. Und dann ist das vielleicht genau im Sinne des vierten Gebots. Und das verstehe ich so: Mein Vater soll die Hilfe bekommen, die er bis zu seinem Lebensende braucht. Ich muss ihm die nicht alleine geben, im besten Fall ist das wie ein Puzzle aus vielen Teilen. Und ich kann mein spezielles Puzzleteil dazu legen, und ihn damit auf meine Art ehren.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37615
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