Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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08MAI2023
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Können Sei sich noch an die Geschichte vom „Hans guck in die Luft“ erinnern? Das ist der zauberhafte Held aus dem Struwwelpeter, der die ganze Zeit alles übersieht, was vor seinen Füßen ist. Er hat nur Augen hat für den Himmel, für Dächer, Wolken und Schwalben. Und deshalb kommt er den ganzen Tag aus dem Stolpern nicht heraus. Ein Tagträumer, wie er im Kinderbuche steht.

Als so ein „Hans guck in die Luft“ lebt man gefährlich. Josef aus dem Alten Testament kann ein Lied davon singen. Zusammen mit seinen 11 Brüdern lebt er bei seinem Vater und träumt auch an der Realität vorbei.  Aber er ist Papas Liebling und trägt deshalb ein besonders schönes Kleid und die Nase ziemlich hoch.  Während die Brüder schwere Feld und Hirtenarbeit verrichten, treu und brav auf die Vieherden des Vaters aufpassen, schlendert Josef eher verträumt durch den Tag und schaut höchstens mal den andern bei der Arbeit zu. Das macht ihn schon ziemlich unbeliebt natürlich.

Aber richtig eng wird es erst dann, als er sich nicht zurückhalten kann, prahlerisch und selbstverliebt von seinen besonderen Träumen zu erzählen. In denen ist er seinen Brüdern total überlegen und steht schamlos im Mittelpunkt. In seinen Träumen verneigt sich alles unterwürfig vor ihm.

Selbst Sonne, Mond und Sterne verehren ihn. Mit so viel Hochmut verdirbt er es sich mit der ganzen Familie. Das kann natürlich auf die Dauer nicht gut gehen. Tut es auch nicht.  Schon bald hat er nämlich ausgeträumt. Seine Brüder werfen ihn zuerst wütend in einen Brunnen und verkaufen ihn dann als Sklaven nach Ägypten.   Da bestätigt sich das biblische Weisheitswort, das sagt: Achtung Leute: „Wo viel Träume sind, da ist auch viel Eitelkeit!“  Dann ist es wohl besser für uns, jetzt einigermaßen wachsam in den Tag zu gehen und einander auf Augenhöhe zu begegnen.

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