SWR2 Wort zum Tag

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10MAI2023
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Zuerst eine Vorwarnung: mich beschäftigt ein Thema, das für die ein oder den anderen schwer sein könnte. Es geht um Abtreibung.
Hannah hat abgetrieben. Und rund um diese krasse und existenzielle Entscheidung hat sie gemerkt, wie einsam sie damit war. Über Abtreibung wird nicht gesprochen; nicht richtig öffentlich und privat irgendwie auch nicht. Es ist ein Tabu. An verlässliche Infos rund um einen sicheren Schwangerschaftsabbruch zu kommen, ist fast unmöglich. Erst seit gut einem halben Jahr dürfen Ärztinnen und Ärzte überhaupt schreiben, dass und wie sie die Eingriffe vornehmen.
Hannah will, dass es anderen Menschen, die vor so einer Entscheidung stehen, besser geht. Dazu hat sie Abortion Buddy gegründet. Das heißt soviel wie „Abtreibungs-Begleitung“. Hannah will Tabus aufbrechen und klar machen, dass die Betroffenen eben nicht allein sind. Es geht darum sich auszutauschen, von erfahrenen Menschen unterstützt zu werden. Die Initiative bietet ganz konkret Infos und Unterstützung an für Menschen, die nicht wissen, wo sie hingehen können, was sie tun müssen, wie das alles gehen soll bei einer ungewollten oder ungeplanten Schwangerschaft. Für viele war Abortion Buddy genau das, was sie gebraucht haben. Unabhängig davon, wie sie sich nachher entschieden haben. Inzwischen haben sich mehrere Menschen mit Hannah zusammengetan und sind als Begleiterinnen oder Buddies ansprechbar.

Ich finde die Idee von Abortion Buddy wichtig. Gerade weil das Thema so heikel und so unglaublich schwierig für die Betroffenen ist. Und gerade weil mir der Schutz allen Lebens wichtig ist, also das der Kinder und das der Mütter, kann ich es schwer ertragen, dass Menschen immer noch an den Pranger gestellt werden.
Niemand sollte in so einer Situation alleine sein. Es geht ums Zuhören, darum echt solidarisch zu sein.

Mich beeindruckt das Motto, mit dem die Begleiterinnen und Begleiter klarmachen, worum es ihnen geht: Ich würde mit dir mitkommen. Die Buddies gehen auch mit in die Praxis zum Schwangerschaftsabbruch, wenn die Betroffene das braucht.
Da sein und mitgehen in allen Lebenslagen, solche Freundinnen und Begleiter brauchen wir Menschen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37589
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