SWR2 Wort zum Tag

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08MAI2023
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Papier aus Kleidern. Das macht Drew Matott mit seinem Team. Das Besondere ist, dass er dabei Menschen hilft, Traumata zu überwinden oder Erinnerungen auszutauschen und darüber zu sprechen. Aber der Reihe nach. 

Drew Matott ist Künstler und hat einen Kurs in Papierschöpfen gemacht. Er hat gelernt, dass früher Papier aus Stoff oder Fischernetzen hergestellt wurde und hat sich daran gemacht, seine eigenen Kleider zu Papier zu verarbeiten. Mit der Zeit hat er sein Handwerk perfektioniert, und irgendwann hat er gemeinsam mit seiner Familie die Kleidung seines verstorbenen Vaters in kleine Stücke geschnitten und lange eingeweicht. Dann haben sie aus dem Faserbrei gemeinsam Papier geschöpft. Dabei haben sie über ihren Vater gesprochen, erzählt, gelacht und sich erinnert. Aus diesem Papier hat Drew Matott für jedes Familienmitglied ein Erinnerungsalbum mit Fotos vom Papa gemacht.

Die Idee hat er ausgeweitet für Menschen, die traumatisiert sind. Menschen, die Krieg erlebt haben oder gekämpft haben, Menschen, die fliehen mussten und Heimat gefunden haben, Menschen, die liebe Leute verloren haben. Daraus ist eine richtige Bewegung entstanden - das „Peace Paper Project“. Drew Matott und sein Team waren schon in vielen Kriegsgebieten, und sie leiten Menschen an, die Kleidung aus der schwierigen Zeit nach und nach in kleine Fetzen zu schneiden und dabei einander zu erzählen, nicht allein mit den Erlebnissen zu bleiben. Und dann entsteht aus der Kleidung Papier. Damit kann man dann vieles machen, z.B. Alben gestalten, Friedenslieder draufschreiben oder Flyer gegen den Krieg drucken.

Drew Matott hofft: „Dadurch, dass Du Kontrolle über das Material bekommst, bekommst Du auch Kontrolle über deine Erinnerungen.“

Die Idee und das Friedens-Projekt begeistern mich. Der Weg über die Kleidung an meine schwierigen Erfahrungen zu kommen, scheint mir irgendwie möglich, das ist niederschwellig. Und ich kann konkret was tun, ich habe was in der Hand. Es läuft nicht nur über das Sprechen. Auch das finde ich gut.

Dass aus altem Leid was Neues entsteht, das ist es. Neues Material, neue Erfahrungen, neue Erkenntnisse – Frieden und vielleicht sogar neues Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37587
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