Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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04MAI2023
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In der Schule ging es letzte Woche im Reliunterricht um Bartimäus. Den blinden Bettler aus der Bibel.

Bartimäus sitzt am Rand. Ausgegrenzt und gemieden. Als er mitbekommt, dass Jesus in der Nähe ist, beginnt er zu rufen. Auch wenn ihn die anderen auffordern, still zu sein. Er ruft so lange, bis Jesus stehen bleibt und den Bettler zu sich holt. Und dann heißt es: „Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.“ (Mk 10, 50)

Bartimäus wirft seinen Mantel weg. An der Stelle bleibe ich immer wieder hängen. Dass so ein Detail überhaupt erwähnt wird. Die Schüler im Unterricht haben das sofort kapiert. Für sie ist klar: So eine dicke Jacke, die nervt. Die ist viel zu schwer, wenn man laufen und sich bewegen will. Da sprechen sie aus Erfahrung. Die Kinder sind sich einig: Der Mantel muss weg. Der steht für das alte Leben von Bartimäus. Das blinde, das dunkle Leben. In Bewegung kommt Bartimäus nur ungeschützt. Wenn er hinter sich lässt, was ihn festhält und einengt.

Meinen warmen Wintermantel werde ich jetzt auch erst mal wegpacken. Langsam, aber sicher wird es ja endlich wärmer. Und mit jedem Frühling beginnt auch etwas Neues. Neues Leben. Neue Hoffnung. Und so werde ich mich dabei fragen, was ich mit dem Mantel alles noch wegpacken möchte, um wieder freier zu werden. Vielleicht den Ärger über das, was ich eh nicht ändern kann. Oder die Bedenken, die mir im Weg stehen, etwas Neues zu lernen. Eben das, was mich bisher hindert, das ein oder andere neu zu sehen und anzupacken.  

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