Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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05APR2023
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Man schreibt das Jahr 5783. Der 14. Tag im Monat Nisan. Überall auf der Welt treffen sich jüdische Familien und feiern ein großes Fest. Dieser Tag ist heute. Denn das Judentum ist ein bisschen älter als das Christentum. Dort schreibt man bereits das Jahr 5783. Heute wird das Pessach Fest eröffnet. Man trifft sich in der Familie zu einer Art Hausgottesdienst mit festem Ritus. Der legt fest, was gegessen und getrunken wird, welche Gebete dabei gesprochen werden und dass das jüngste Kind am Tisch die entscheidende Frage stellen muss. Sie lautet: „Warum unterscheidet sich diese Nacht von allen anderen Nächten.“ Und darauf erzählt der Vater die Geschichte vom Auszug der Israeliten aus der Gefangenschaft in Ägypten. Diese tolle Geschichte wie es dem kleinen Volk Israel mit der Hilfe Gottes gelingt, der Großmacht Ägypten ein Schnippchen zu schlagen. Allerlei Wunder spielen dabei eine Rolle, da wird schon mal das Rote Meer geteilt, damit das Volk durchschreiten kann oder es regnet Brot vom Himmel, damit man in der Wüste nicht verhungert. Historisch weiß man nicht genau, was damals passiert ist. Trotzdem ist diese uralte Geschichte quicklebendig, weil sie seit Jahrtausenden immer weitererzählt wird, von einer Generation an die andere. Diese Geschichte hat Kraft und gibt Kraft, weil die grundlegende Aussage lautet: Gott lässt uns nicht im Stich.

Ich stelle mir die Frage: Wie hat ein jüdischer Vater in der Zeit des Holocaust diese Geschichte seinem Kind erzählt. Verzweifelt, mutig, trotzig? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass diese Geschichte auch heute - nach dem Holocaust - weiterhin erzählt wird.

Gott lässt uns nicht im Stich. Das ist manchmal verdammt schwer zu glauben. Mir tut es dann gut, mich in den Glauben meiner Vorväter und -Mütter einzureihen und mich von ihm tragen zu lassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37388
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