Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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03APR2023
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Erst jubeln und dann pfeifen. Das kommt häufiger vor, z.B. beim Fußball. Wenn sie Erfolg haben, die Ballkünstler dann liegen die Fans ihnen zu Füßen. Sie klatschen, jubeln und skandieren die Namen der Stars. Aber wehe, es kommt der Misserfolg, dann wird gepfiffen und es kommen die brutalen Raus-rufe. Und zum Schluss muss oft auch ein Kopf rollen, meistens der des Trainers, denn einer muss den Kopf ja hinhalten, wenn's nicht so läuft, wie die Fans es gerne hätten.

Vom Jubeln und Auspfeifen wird in dieser Woche auch in den Kirchen erzählt. Denn es ist die Karwoche und in der geht es um die letzten Lebenstage Jesu. Und die beginnen erstmal mit Jubel. Jesus zieht in Jerusalem ein, die Menschen legen ihm ihre Kleider zu Füßen, streuen Palmzweige auf den Weg und rufen vor Begeisterung: Hosianna, hochgelobt sei Jesus, der Sohn Davids. Gestern an Palmsonntag wurde das in den Kirchen gefeiert. Aber in fünf Tagen, an Karfreitag, wird er ausgepfiffen. Nicht mehr "Hosianna", ruft das Volk, sondern ganz brutal " ans Kreuz mit ihm". Sie fordern seinen Kopf, denn Jesus hat die Erwartungen des Volkes nicht erfüllt. Sie sahen in ihm den Retter, der das Land von den verhassten Römern befreien sollte. Er aber treibt nur die Händler aus dem Tempel und redet von Nächstenliebe. Anstatt die Römer aus dem Land zu jagen, legt er sich mit der politisch-religiösen Führungsklasse des eigenen Landes an. Er fordert nicht Krieg gegen die Römer, sondern Gerechtigkeit in Israel. Es kam wie es kommen musste, das Volk, das ihn gestern noch liebte, hasst ihn nun. Und so können die religiösen Funktionäre ihn mit Billigung der öffentlichen Meinung kreuzigen lassen.

Es ist so eine Sache mit der so genannten Stimme des Volkes.  Sie schlägt schnell um, ist leicht manipulierbar und viele behaupten in ihrem Namen zu sprechen. Die Wahrheit bleibt dabei meist auf der Strecke.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37386
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