Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

30MRZ2023
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Die allermeisten Kirchengebäude sind nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Ist Ihnen das schon einmal aufgefallen? Fast immer zeigt der Chorraum, also der Bereich, in dem innen der Altar steht, nach Osten – und das aus gutem Grund. Denn im Osten geht die Sonne auf. Von da kommt das Licht und beginnt jeder neue Tag.

Ich liebe es einen Tag so zu beginnen: in einer Kirche mit großen und bunten Fenstern, die nach Osten zeigen – und ich bin eigentlich keine Frühaufsteherin. Aber wenn ein neuer Morgen die Fenster zum Leuchten bringt, und die ihre Farben über die Mauern und Wände tanzen lassen, dann ist das manchmal wie eine Erlösung für mich. Das Licht vertreibt ja nicht einfach nur die Nacht. Es vertreibt auch die trüben Gedanken, die mich abends und nachts manchmal plagen – bis hinein in meine Träume. Solche Nächte kennen viele – Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, vielleicht auch. Wie schön ist es dann, wenn es endlich hell wird, und wenn der neue Tag einen herausreißt aus der Gedankenmühle. Den Kopf heben nach der langen Nacht, durchatmen und in einen neuen, frischen Tag starten – in eine neue Zeit.

Wenn ein neuer Tag anbricht, dann ist das manchmal wie eine Erlösung – natürlich auch, wenn man morgens zu Hause ganz normal aufsteht und nicht gerade in einer Kirche ist. Aber jede Kirche erzählt davon. Wie es ist, wenn das Licht aus dem Osten Erlösung bringt von den Schrecken einer langen, dunklen Nacht.

Bald beginnt die Karwoche, also die Woche, die an die letzten Tage im Leben von Jesus vor fast 2000 Jahren erinnert. Es waren finstere Tage – für Jesus selbst und genauso für seine Freunde. Für die Männer und Frauen die ihn nach Jerusalem begleitet hatten. Sie haben miterlebt, wie Jesus angefeindet wurde. Wie sich die Stimmung immer weiter aufgeheizt hat und es immer gefährlicher wurde für sie. Eine Zeit wie ein Albtraum in der Nacht. Und der einfach nicht enden wollte. Am Ende ist Jesus tot. Und seine Freunde? Verlassen und verloren, wie in einem Albtraum und wie gefangen in einer Nacht, die einfach nicht enden will.

Aber dann ist doch ein neuer Morgen angebrochen, an Ostern, drei Tage später. Und er hat die Männer und Frauen um Jesus herum erlöst aus dem Albtraum der Nacht. Sie konnten aufatmen, den Kopf heben und sich aufmachen in einen neuen Tag und eine neue Zeit. Und davon erzählen die bunten Fenster der Kirchen bis heute. Jedes Mal, wenn ein neuer Tag sie zum Leuchten bringt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37374
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