SWR3 Gedanken

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26MRZ2023
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Fünf-Euroscheine brennen ganz gut. So viel weiß ich noch von der Veranstaltung vor ein paar Jahren. Ich war auf einem Politik-Festival und da ging es an einem Abend ums Thema Geld. Aber nicht darum, wie man Geld gut anlegen kann oder so was. Sondern darum, wie man Geld vernichtet, und wann und warum das Leute schon im großen Stil gemacht haben.

Zu Beginn der Veranstaltung hat jede und jeder erstmal einen Fünf-Euro-Schein in die Hand gedrückt bekommen. Den konnte man dann behalten, oder nach dem Vortrag direkt vor Ort vernichten. Da gab es dann verschiedene Möglichkeiten: zum Beispiel in Säure auflösen oder durch einen Häcksler jagen. Ich habe mich für’s Verbrennen entschieden, obwohl ich zu der Zeit jeden Euro gut gebrauchen konnte. Mich hat das gereizt, da mitzumachen. So einen Fünfer in Flammen aufgehen zu lassen, das war ein Tabubruch. Geld investiert man doch in etwas oder man verschenkt mal was. Aber vielleicht hat es grade deshalb so viel Spaß gemacht. Und außerdem war es ein erhabenes Gefühl in diesem Moment mal aus dem großen Spiel ums Geld auszusteigen, weil sich im Alltag einfach so viel darum dreht.

Wenn ich heute nen Fünfer in die Hand bekomme, denk ich manchmal noch an die Aktion. Und wie verrückt das ist, dass ich nen Fünfer verbrenne und jemand anderes auf der Welt davon eine Woche lang leben könnte. Ich habe das bisher nicht wieder gemacht, Geld verbrannt. Aber ich finde es super wichtig, dass klar ist: Geld ist nicht alles. Und wenn ich einen Fünfer überhabe, muss ich Ihn nicht verbrennen. Ein tolles Gefühl habe ich auch, wenn ich etwas an einen guten Zweck spende. Und andere profitieren davon.

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