Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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23MRZ2023
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Hagar ist Magd von Sara, der Frau von Abraham. Und diese kann keine Kinder bekommen. Das ist schlimm für sie. Denn ohne Kinder hat ihre Familie keine Zukunft. Sara´s Idee: Abraham soll mit Hagar ein Kind zeugen. So wird Hagar schwanger, und das macht Sara Angst. Abraham könnte Hagar lieber haben als sie. Deshalb verachtet Sara Hagar und lässt sie die niedrigsten Dienste tun, bis Hagar in die Wüste davonläuft.

Da sitzt Hagar nun verzweifelt, bis ein Engel des Herrn zu ihr tritt. Er gibt Hagar den Auftrag, wieder zu Sara zurückzukehren und verspricht Hagar einen Sohn, der Ismael heißen und Vater eines großen Volkes werden soll. Da fühlt Hagar sich angesehen von Gott. "Du bist ein Gott, der mich sieht."

Das ist für uns in der Kirche das Wort des Jahres 2023.

In den drei abrahamitischen Religionen, bei Christen, Juden und Muslimen wird Hagar bis heute verehrt. Gut ist es, wenn Menschen sich gegenseitig achten und annehmen, auch wenn es nicht immer ganz leicht ist.

Wie gut das klappen kann, habe ich im Religionsunterrichts erlebt.

Es gibt da nämlich einen Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler zum Thema „Abraham hat viele Kinder, Glaube verbindet“. Der erste Preis ist an eine Gruppe gegangen, die einen Film gemacht hat über drei Schüler aus den drei Religionen. Sie werden nach Jerusalem eingeladen, um dort ihren gemeinsamen Vater kennen zu lernen. Unterwegs, gemeinsam im Taxi, stellen sie fest, dass sie in ihren Religionen sehr viele Gemeinsamkeiten haben, etwa im Gebet und in der Sorge für andere. Und sie stellen fest: Nicht ihre Religion ruft zu Unfrieden auf. Es sind Menschen, die die Religion missbrauchen und zum Kampf und Terror aufrufen. In Jerusalem treffen sie Abraham: Ihr seid alle meine Kinder. Und die drei umarmen sich: wir sind Geschwister.

Die Begegnung mit den Schülerinnen und Schülern aus den drei Religionen hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen, und nicht nur übereinander.

Nicht nur für Hagar, auch für uns heute gilt:
Gott ist ein Gott, der jeden einzelnen sieht. Und deshalb stehen auch wir zusammen mit unseren Religionsgeschwistern, und letztlich auch mit allen Menschen auf der Welt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37322
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