SWR1 3vor8

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(zu Joh. 6,51-58 „Ich bin das lebendige Brot...“)

„Volle Tanks machen leere Teller“. Wie bitte? Ja, das muss ich erklären. Weil Biokraftstoffe wie Biodiesel zur Zeit boomen, steigen die Preise für Nahrungsmittel. Und das spüren wir hier auch, vor allem aber trifft es wie immer die Ärmsten der Armen. Viele Menschen in den Entwicklungsländern können sich in diesen Tagen nicht mal mehr ihren täglichen Bedarf an Brot oder Reis leisten, weil die Preise für Mais, Weizen und Reis enorm gestiegen sind. Allein um 50 % im letzten halben Jahr.
Zu dieser enormen Verteuerung tragen natürlich auch die Spekulationsgeschäfte bei. Ein Sack Weizen zum Beispiel wird an der Börse in Chicago etwa 30 mal gekauft und verkauft bis er tatsächlich als Sack Weizen zu dem Händler kommt, der ihn dann wirklich an einen Menschen weitergibt. Ein 30facher virtueller Handel also, bei dem der wirkliche Verkauf dauernd hinausgezögert wird, nur um den Preis in die Höhe zu treiben. Bis zu einem Preis, den sich die Ärmsten der Armen jetzt nicht mehr leisten können und hungern müssen. Das kann nun als normale wirtschaftliche Prozesse sehen oder als absurde Sauerei. Ich tendiere zu letzterem und da passt das heutige Fronleichnamsfest wie der Deckel auf den Topf. Denn an Fronleichnam geht es ums Brot, das heilige Brot.
Brot ist ein archaisches Wort. Es steht für Nahrung, für Lebensunterhalt. Mit dem Wasser zusammen ist es unser Lebenselixier, das, was uns am Leben erhält. Wer je richtig Hunger hatte, der weiß wie köstlich ein Stück Brot schmecken kann. Das muss auch der Mann aus Nazareth gewusst haben. Er, der die göttlichen Kräfte in sich gespürt hat, hat sich als das „lebendige Brot“ bezeichnet. Als lebendiges Brot, das vom Himmel kommt. So wird es heute in den katholischen Kirchen gelesen. Aber was heißt das: „lebendiges Brot“? Das heißt, dass er, dass sein Leben, seine Botschaft zur seelischen Nahrung, zum geistigen Lebensunterhalt wird für die, die so zu leben versuchen, wie er. Und dazu gehört vor allem die Mitmenschlichkeit, das Teilen. „Zum Hungernden kommt Gott in Form von Brot“, hat mal ein sehr weiser Mensch gesagt. Also, ganz konkret als Brot, Reis oder Kartoffel auf den Tisch derer, die hungern müssen. Aber Gott kommt als Brot des Lebens auch in Form von Gerechtigkeit. Eine Gerechtigkeit, die sich offen ausspricht gegen den Wahnsinn, der den Reichen dieser Welt volle Benzintanks beschert und den Armen leere Teller.
Ein schönes Fronleichnamsfest wünsche ich Ihnen! https://www.kirche-im-swr.de/?m=3732
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