SWR2 Wort zum Tag

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20MRZ2023
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Martina Steinbrecher spricht heute den Beitrag von Malte Jericke:

Ich habe es getan. Ein Kind in die Welt gesetzt. Meine Tochter ist jetzt ungefähr ein Jahr alt. Ich bereue nicht, dass sie auf der Welt ist.

Warum ich das sage? Weil mir in letzter Zeit immer wieder die Frage begegnet, ob man in so eine Welt noch Kinder setzen kann. Im Freundeskreis wird das diskutiert, aber auch in den Medien. Im Radio habe ich vor Kurzem sogar eine Diskussion verfolgt, da ging es nur noch darum, warum man in diese Welt auf gar keinen Fall mehr Kinder setzen kann.

Die Ängste, die hinter dieser Frage stecken, kann ich nachvollziehen. Können wir in 50 oder 100 Jahren überhaupt noch vernünftig auf dieser Welt leben? Wie geht es weiter in der Ukraine, schwappt der Konflikt bis zu uns? Was machen Krieg und Klimawandel mit unserer Welt? Fragen, die wir heute nicht zufriedenstellend beantworten können und die deshalb Angst machen. Mir auch.

Aber ich finde: wir stehen alldem nicht komplett machtlos gegenüber. Klar, was in der Ukraine passiert, das können wir nicht eben mal kurz beenden. Aber Politiker können doch darauf einwirken, dass irgendwann verhandelt und nicht mehr geschossen wird. Sie können vorsorgen, dass keine neuen Kriege ausbrechen. Als Gesellschaft können wir öffentlich debattieren, Meinungen und Handlungen beeinflussen und friedliches Zusammenleben vorleben. Beim Klimawandel scheint es mir noch viel offensichtlicher: Saubere Energie produzieren und nutzen, CO2 einsparen, verzichten, ohne den Wohlstand komplett aufzugeben, neue Technologien entwickeln. Der Weg, den menschengemachten Klimawandel zumindest stark zu verlangsamen, ist eigentlich klar – wir müssen ihn nur gehen.  

Es sind vor allem junge Menschen, die die Klimadiskussion in die breite Öffentlichkeit tragen und sich für den Erhalt der Lebensgrundlagen einsetzen. Ich erlebe auch oft, dass Schülerinnen und Schüler gute Ideen haben, wie man gerechter und friedlicher zusammenleben kann.

Ich jedenfalls habe diese Welt nicht aufgegeben. Ich denke, meine Tochter kann in hundert Jahren noch gut auf dieser Erde leben, wenn wir manches verändern und verbessern. Daran glaube ich und darauf hoffe ich. Zumindest so lange Kinder geboren werden und sich junge Menschen für eine gute Zukunft einsetzen.

Martina Steinbrecher sprach heute den Beitrag von Malte Jericke von der evangelischen Kirche in Stuttgart

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37305
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