Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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13MRZ2023
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„Ich habe beschlossen: Ich rege mich nur noch über Dinge auf, die ich ändern kann.“ Eine Kollegin hat mir das gesagt. Ich finde diese Einstellung gut: Was ich eh nicht ändern kann, etwas gelassener nehmen. Und mich nicht vom Ärger gefangen nehmen lassen.

Im Lauf einer Woche passieren ja ziemlich viele Dinge, auf die ich tatsächlich keinen Einfluss habe. Der verspätete Bus kommt gerade an, als die S-Bahn schon losfährt. Die neue SIM-Karte im Smartphone wird stundenlang nicht freigeschaltet. Ein Kind wird krank, und ich muss schon wieder einen Termin verschieben. Klar ist das ärgerlich. Und für den Moment tut es auch mal gut, Frust darüber abzulassen. An der eigentlichen Sache ändert das aber nichts. Und deshalb sollte ich mich nicht vom Ärger gefangen nehmen lassen. Sonst gerate ich am Ende in eine Art Opferrolle. Wenn ich in dem Gedanken stecken bleibe, dann prägt mich das. Oft ganz nebenbei, ohne dass mir das klar wird.

Meine Kollegin macht es mit ihrem Entschluss ganz anders. Gleich dreimal sagt sie klar und entschieden „Ich“. „Ich habe beschlossen“. „Ich rege mich … auf“ – oder eben nicht. „… ich [kann] ändern“. Damit macht sie schon durch ihre Worte deutlich: Ich nehme die Dinge in die Hand. Ich entscheide, was ich aus der Situation mache. Ich bin handlungsfähig.

Und das ist das Zweite, was mir an der Einstellung der Kollegin so gut gefällt: Sie spart sich ihre Kraft für die Dinge, die sie ändern kann. Das Gespräch damals hat zu Corona-Zeiten in der Schule stattgefunden. An der Pandemie konnte meine Kollegin nichts ändern. Aber was sie ändern konnte, das war die Situation mancher ihrer Schüler. Für die hat sie sich eingesetzt, um guten Fernunterricht zu machen.

Auch am Krieg in der Ukraine oder an der Energiekrise kann ich als einzelner Mensch nichts ändern. Aber kleine Schritte bleiben eben trotzdem möglich. Und es macht einen Unterschied, zu spüren: Ich kann etwas anders machen.

Das Gefühl der Hilflosigkeit ablegen und handlungsfähig bleiben. In der Bibel wird das mal so formuliert: „Was immer deine Hand zu tun bekommt, das tu mit deiner ganzen Kraft!“ [Prediger 9,10a; BasisBibel]

Worüber haben Sie sich heute schon aufgeregt? Und – was davon können Sie ändern?

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