SWR3 Gedanken

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10MRZ2023
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Mit Schülerinnen und Schülern habe ich über Missbrauch gesprochen. Wir sind über Missbrauchsfälle in der Kirche auf das Thema gekommen. Immer wieder wird ja dazu auch was in den Medien berichtet. Ganz schnell waren wir aber mittendrin im Thema. Da sind Sätze gefallen wie: „Ich wurde als Kind von meinem Vater regelmäßig verdroschen!“ oder „Ich war schon mit einer Freundin vor Gericht, weil sie vergewaltigt wurde und den Täter angezeigt hat“ oder „Missbrauch kann ja überall passieren, in der Schule, daheim oder im Verein“.

Bei den Schülerinnen und Schülern kamen ganz viele Geschichten hoch. Was sie selbst erlebt haben, was sie gehört haben und was sie aus den Medien kennen. Und es wurde ganz deutlich, dass Missbrauch überall passieren kann, ganz unterschiedliche Formen hat und er ganz oft versteckt passiert. Leider gerade da, wo Menschen einander vertrauen. Wie in der Kirche, in der Familie, unter Freunden. Und dieses Vertrauen dann schlimm ausgenutzt wird. So, dass man sich gar nicht rechtzeitig dagegen wehren kann.

Es ist erschreckend, wie viele Menschen in ihrem Leben schon Erfahrung mit Missbrauch gemacht haben. Und wie viele dauerhaft darunter leiden, weil sich Missbrauch einfach nicht wieder gut machen lässt. Gleich in welcher Form er stattgefunden hat.

Wir waren uns im Gespräch einig, dass es wichtig ist, dass man über dieses Thema offen spricht. Nur dann, kann sich in unserer Gesellschaft etwas ändern. Vielleicht traut sich dann jemand seine Geschichte zu erzählen. Weil er merkt, dass er nicht allein ist. Oder andere sind sensibel für frühe Signale, wo etwas schief läuft. Wo vielleicht jemand die Privatsphäre anderer verletzt und Vertrauen missbraucht wird. Und ich wünsche mir, dass gerade auch die Kirche an dieser Stelle offen Schuld bekennt und aktiv Missbrauch verhindert.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37252
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