Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Mist, ich habe doch einen übersehen. Und noch einen! Fehler tauchen immer im ungeschicktesten Moment auf. Ich verhindere sie, wo ich nur kann. Aber andrerseits: würde ich keine Fehler mehr machen, würde ich mich ja auch nicht mehr weiterentwickeln. Manche Fehler sind ja ohnehin nur klein und unbedeutend. Ich ärgere mich kurz über sie und habe sie fünf Minuten später auch schon wieder vergessen: den Versprecher in meinem Vortrag zum Beispiel, oder meinen vergessenen Einkaufszettel. Andere Fehler gehen mir noch lange nach: Verpasste Chancen in meinem Beruf, Situationen in denen ich gelogen habe, Freundschaften, die auseinander gegangen sind, weil ich stur geblieben bin. Fehler passieren. Eigentlich sind sie doch nur dafür da, dass man sie verhindert, oder? Ich zumindest, kenne niemanden der gerne und freiwillig Fehler macht. Gott weiß das auch. Genauso weiß er, dass wir Menschen immer wieder Fehler machen werden. Ob wir wollen oder nicht.
Petrus zum Beispiel, er war kein schlechter Kerl. Er hat Jesus sogar hoch und heilig versprochen: „Ich werde Dich nie verlassen, egal was passiert. Ich würde sogar mit Dir sterben, wenn es sein muss“. Doch Jesus sieht den Fehler von Petrus schon längst voraus. Er sagt ihm auf den Kopf zu: „Noch bevor der Hahn kräht wirst Du dreimal geleugnet haben, mich überhaupt zu kennen!“ Alles passiert genauso. Als der Hahn dann tatsächlich kräht, erinnert sich Petrus an das, was Jesus ihm gesagt hatte. Er bricht in Tränen aus. Man könnte es gemein finden, dass Jesus ihm diesen Fehler voraussagt. Wollte er ihn damit quälen? Ich vermute eher, dass es Jesus wichtig war, dass Petrus versteht, dass er nicht fehlerlos und perfekt sein KANN. Er kann gar nicht anders, weil er ein Mensch ist. Gott hackt auf dieser menschlichen Schwäche nicht ständig herum. Er hat zwar Gebote und Verhaltensregeln aufgestellt, an die wir uns halten sollen, aber er weiß selbst am Besten, dass wir oft daran scheitern. Unglaublich viele Geschichten aus der Bibel handeln von fehlerhaftem menschlichem Verhalten: Von Diebstahl, Mord, betrogenen Beziehungen, Leichtsinn und Größenwahn.
Gott geht damit auf spannende Weise um. Er vertuscht Fehler nicht, er redet sie auch nicht schön. Gott deckt Fehler auf. Er schaut sie mit den Betroffenen an. Wahrscheinlich ist die Bibel deshalb voll von Menschen, die Fehler machen. Denn Gott will, dass wir aus unseren Fehlern lernen und sie als Chance zur Veränderung begreifen. Erinnern Sie sich daran, wenn Ihnen heute etwas schief geht: Wo Fehler passieren, ist auch Wachstum möglich. https://www.kirche-im-swr.de/?m=3723
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