Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

24FEB2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Für wohltätige Zwecke zu Spenden ist seit jeher eine Tradition in den jüdischen Gemeinden. Über diese Spendenbereitschaft lesen wir bereits im zweiten Mosebuch, als es darum geht für das tragbare Heiligtum Spenden zu sammeln. Dieses Heiligtum begleitete unsere Ahnen nach ihrem Auszug aus der Sklaverei Ägyptens auf der vierzigjährigen Wanderung in der Wüste bis ins Heilige Land. Aber auch in den Überlieferungen der früheren Chassidim finden sich mehrere Anekdoten.

Einst besuchte Reb David einen bekannten Reichen und bat um eine Spende, die einer entfernten Verwandtschaft des Mannes, welche in große Not geraden war, zugute kommen sollte. Doch der wohlhabende Mann zeigte keinerlei Bereitschaft seinen Verwandten zu helfen.  Er berief sich darauf, dass er diese Angehörigen noch nie zu Gesicht bekommen hatte.  Darauf erwiderte der Rabbi: “ Du pflegst doch unsere Tagesgebete morgens und abends zu sprechen.““Aber selbstverständlich tue ich das!  Ich bin doch ein gläubiger Mensch.“ Da fragte der Rebbe: Wie lautet der erste Segensspruch in unserem Actzehngebet?“ Es heißt, sagte der Reiche: „Gesegnet seist Du, Herr, G-tt Abrahams, Isaaks und Jakobs….“ „Und wer waren diese?“ – hakte der Rabbi nach. – „Was ist das für eine Frage: Unsere Väter- ‚im Glauben’.“ Worauf der Rabbi fragte: „Wann lebten denn diese Väter?“ „Na ja, das kann schon mehrere tausend Jahre her sein.“ – antwortete unser Mann, sichtlich verärgert. – „So ist es,“ – schloss der Rabbi, - „und du erbittest die Gnade G-ttes aufgrund der Verdienste von längst verstorbenen Verwandten.  Jedoch, einem lebenden, notleidenden Verwandten bist du nicht bereit zu helfen, weil er dir als ein zu ferner Verwandter erscheint….?“
Wir gehen davon aus, dass dieser Reiche seinen Verwandten dann doch zu Hilfe eilte….  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37160
weiterlesen...