SWR4 Abendgedanken

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22FEB2023
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Wenn ich 40 Tage Zeit hätte, mein Leben zu ordnen, womit würde ich beginnen? Heute ist Aschermittwoch, der Beginn der Passionszeit. In 40 Tagen ist Ostern. In der christlichen Tradition erinnern wir uns daran, dass Jesus 40 Tage in der Wüste verbracht hat, bevor er begonnen hat, als Wanderprediger unterwegs zu sein und Menschen zu helfen. 40 Tage Zeit für den Übergang, um sich vorzubereiten. Jedes Jahr wieder.

Für mich ganz persönlich nutze ich diese Zeit in diesem Jahr um mich auf den Ruhestand vorzubereiten. Andere nutzen die Zeit vor Ostern gerne, um zu fasten. Nicht nur beim Essen, sondern auch bei anderen Dingen; vielleicht Dinge, die sich zu sehr breit gemacht haben in ihrem Leben. Verzagtheit hat sich ziemlich breit gemacht in den letzten Jahren seit der Coronapandemie und durch andere schwerwiegende Krisen auch. So nennt sich eine Aktion in der evangelischen Kirche in diesem Jahr „Sieben Wochen ohne Verzagtheit“. Mit einer großen Zahl von Angeboten vom Kalender bis zum Austausch mit anderen gibt es Gelegenheit, sich auf das zu besinnen, was mich trägt, was tröstet und ermutigt und Kraft gibt. Gerade jetzt in einer Zeit, in der man schnell verzagt sein kann.

Ich habe damit begonnen, mich von Sachen zu trennen, die ich nicht mehr brauche. Das ist gar nicht so einfach. Und hat mich schon gleich zu Beginn erst mal ziemlich mutlos gemacht. Mich von Büchern zu trennen, die ich im Studium gebraucht habe und viele Jahre gehütet habe wie einen Schatz. Auch wenn ich tatsächlich lange nicht mehr hineingeschaut habe, fällt das Loslassen mir schwer. Und da ist zugleich eine Entdeckung: Das Buch hat mich lange begleitet. Jetzt brauche ich es nicht mehr. Ich mache die Erfahrung, dass es sich gut anfühlt, wenn ich Sachen loslasse. Meine eigene persönliche Fastenzeit in diesem Jahr heißt deshalb: Ganz unverzagt darauf vertrauen, dass ich Dinge loslassen kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37147
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