SWR1 Begegnungen

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12FEB2023
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Pfarrer Markus Eckert

Wolf-Dieter Steinmann trifft Pfarrer Markus Eckert. Er segnet Liebende am Valentinstag

Segen auf die Liebe

Wie drücken Menschen am Valentinstag ihre Liebe aus? Mit Blumen? Was Süßem? Schön essen gehen? Auf den ersten Blick könnte man denken: Liebe, die kostet. Aber vielleicht geht noch mehr. Markus Eckert ist Pfarrer in Fellbach-Öffingen. Er lädt übermorgen ein zum Gottesdienst.

Für wirklich alle Paare, die die Liebe feiern wollen, ihre Beziehung feiern wollen. Wie macht man das, das ist ja tatsächlich eine große Frage.

Seit ein paar Jahren feiern sie - wie in vielen Gemeinden - Segensgottesdienst. Anscheinend haben sehr verschiedene Menschen das Bedürfnis, ihre Beziehung zu feiern. Nach dem Trauschein fragt er nicht. Wer gesegnet werden möchte, ist willkommen.

Es kommen ja auch Menschen, die aus irgendwelchen Gründen nicht geheiratet haben. Da gibt es auch Menschen, die sich erst in nem späteren Lebensalter gefunden haben und jetzt sagen, ‚sie brauchen jetzt keine Hochzeit mehr‘ oder es sind Paare, die relativ frisch zusammen gekommen sind.

Ich spüre bei Markus Eckert, dass diese Gottesdienste ihm am Herzen liegen. Er weiß im Vorhinein nicht, wer kommt. Aber hat erlebt, mit anderen ihre Beziehung zu feiern, gibt ihm viel als Pfarrer.

Ältere Menschen, die noch mal wirklich in teilweise betagtem Alter gekommen sind, das fand ich immer sehr anrührend. Natürlich war auch ne besondere Sache, als es eben das erste Mal vorkam, dass ein homosexuelles Paar den Segen erbeten hat.

Hauptsache ist der Segen. Neben Gebeten und Texten. Und logisch, wenn es um Liebe geht, gibt es Musik.

Letztendlich werden Liebeslieder gesungen. Jetzt grad mit nem Paar, die singen jetz mehr so romantische Schumannlieder oder so was. Das ist dann auch mal was anderes. Aber die singen dann natürlich auch Phil Collins. Das darf alles sein.

Und wie kann ich mir das mit dem Segnen vorstellen? Alle auf einmal? Ne?
Er versucht beides zu verbinden. Diese Erfahrung, in einer größeren Gemeinschaft zu feiern. Und auch ganz persönlich sein zu können.
Als Paar, ‚einzeln sozusagen‘ nach vorn, dann frage ich nach dem Namen, manchmal sagen die dann auch noch was, kurz vorher, zu ihrer Beziehung. Und dann spreche ich ihnen einen möglichst persönlichen Segen zu. (0.14)

Gottesdienst am Valentinstag. Ist das Mode? Im Gegenteil findet er. Segen, also Gelingen für Beziehungen zu erbitten, das gehört für ihn zum Kern des Glaubens.

Wir sprechen von Gott, der die Liebe ist, von Gott, der sich hingibt, von
einem leidenschaftlichen Gott. Gott Vater, Sohn, Heiliger Geist, das ist
Beziehung. Insofern ist das ein Kernelement, Beziehung irgendwie in den Blick zu nehmen.

Der Valentinstag liegt Pfarrer Markus Eckert am Herzen. Dass die Beziehungen und die Liebe, die Menschen miteinander leben, dass die gelingen. Darum feiert er übermorgen in Fellbach-Öffingen Segensgottesdienst. Und da kommen viele Menschen, wohingegen klassische Ehejubiläen seltener in der Kirche gefeiert werden.

So nach dem Motto: ‚ach wir möchten da nicht so ein großes Fest haben, das ist uns zu anstrengend‘. Also die Feierlaune ist so ein bisschen runtergegangen.

Am Valentinstag kommen nicht nur Verheiratete, um sich segnen zu lassen. Vermutlich, weil viele spüren: Eine Beziehung, die trägt, ist kostbar. Und nicht selbstverständlich.

Ich glaube, dass das vielleicht lange auch von Kirche nicht so ernst genommen wurde. Als Kirche ist man lange Zeit noch mit der Gießkanne über die Leute drüber gegangen und hat gesagt, ‚das langt dann schon.‘ Aber diese wirklich persönliche und relativ kurze persönliche Ansprache, die sagt manchen Leuten zu.

Und auch, dass das Positive stark gemacht wird. Das heißt nicht, dass er andere Seiten einer Beziehung ausblendet. Wie oft ist Liebe gerade auch verzeihen.

Da kamen auch schon Paare zu mir, die sagten dann ‚ja, wir hatten jetzt eine schwere Zeit miteinander und wir sind sehr froh, dass wir jetzt hier stehen können und wir bitten jetzt auch noch mal um den Segen.‘ Also das ist so ein kleiner Aufhänger, da auch dankbar zu sein.

Wie gut so eine Feier tun kann, hat Markus Eckert letztes Jahr besonders erlebt. Da war er nicht der Pfarrer, der sie für andere gestaltet, sondern selbst „Feiernder“. Eine Kollegin hat an seiner Stelle den Gottesdienst gehalten.

Das war wirklich total schön, selber gesegnet zu werden. Ich bin da natürlich mit meiner Frau hingegangen. Das ist ne ganz tolle Art, ein Thema mit anderen zu ‚befeiern‘ und darüber nachzudenken und miteinander beim Sekt noch ins Gespräch zu kommen.

Er findet es darum ein Versäumnis, wenn Gemeinden solche Gottesdienste nicht anbieten. Verständlich bei diesen Erfahrungen. Und es geht ihm dabei auch um Grundsätzliches: Wenn Gott in Beziehungen lebendig ist. Dann liegt es nahe, dass Kirche sich als Lebensbegleiterin versteht und das übt.

Menschen werden getraut und dann kommen sie vielleicht wieder, wenn das Kind getauft werden soll. Was passiert dazwischen oder auch nach der Taufe? Man darf sich auch als Kirche nicht davor drücken und ich fände es gut, wenn das sich wirklich einbürgern würde.

Aber erst mal hofft Markus Eckert, dass Paare Lust bekommen haben auf Segen. Er denkt, dass übermorgen für jeden in fahrbarer Nähe ein Gottesdienst ist, der der Liebe gut tut und Beziehung bereichert und segnet.

Man wird als Paar, wenn man noch ein schönes Candle Light-Dinner hat oder so was, wird man noch ein paar andere Gesprächsthemen haben als die, die man sich vorher so überlegt hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37078
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