Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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06FEB2023
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Vor ein paar Wochen war ich in einem kleinen Lokal in unserer Stadt. Die beiden Kellner hatten viel zu tun. Beide waren ausgesprochen freundlich zu den Gästen. Sie nahmen sich sogar die Zeit für ein kleines Schwätzchen an jedem Tisch. So, als würden sie alte Bekannte treffen.

Eine alte Dame kam herein. Gebrechlich und nicht gut zu Fuß. Gleich lief ein Kellner zu ihr und hängte sie am Arm ein. Er führte sie zu ihrem Tisch und scherzte dabei mit ihr. So, wie wenn er gerade einen Spaziergang mit ihr machen würde. Das hat mich sehr beeindruckt. Die Kellner waren für mich in diesem Moment etwas ganz Besonderes. Weil sie das, was sie tun, aus Liebe zu den Menschen machen. Das konnte ich spüren. Ich hatte es ja selbst erlebt, als sie mit mir am Tisch sprachen. „Für uns ist das selbstverständlich!“, sagte der Kellner und lachte. Er hatte sichtbar Freude an seinem Beruf.

Wenn ich meine Arbeit „mit Liebe zu den Menschen“ mache, verändert sich auch meine Perspektive. Ich erinnere mich daran, warum und für wen ich jeden Tag arbeite. Die Menschen, für die ich da bin, spüren das. Sie geben es mir auf ihre Weise zurück. Mit einem Dank oder mit einem freundlichen Lächeln. Und das gibt mir dann wieder Freude für meine tagtägliche  Arbeit.

Zugegeben, die Arbeit immer mit Freude zu machen, fällt auch mir nicht immer leicht. Obwohl ich als Seelsorger immer mit Menschen zu tun habe. Manchmal gibt es halt auch lästige Arbeiten, die zu erledigen sind. Oder unfreundliche Zeitgenossen, die sich nur schwer ertragen lassen. Gerade dann tut es mir gut, mich an das Beispiel der beiden Kellner zu erinnern. „Mit Liebe zu den Menschen“ meine Arbeit tun. Das verändert mich und meine Mitmenschen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37056
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