SWR4 Abendgedanken

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02FEB2023
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Katholische Christen feiern heute Mariä Lichtmess. Dieser Festtag markiert den 40. Tag nach Weihnachten. Der Ursprung dieses Festes hat mit dem jüdischen Brauch zu tun, dass eine Frau nach einer Geburt 40 Tage lang als unrein galt und erst dann wieder in den Tempel und in die Synagoge zu den Gottesdiensten durfte. Für heutige Ohren klingt das eigenartig und so eine Regelung wäre heute nicht mehr nachvollziehbar, sondern schlichtweg diskriminierend.

Einige Altertumsforscher haben die Vermutung, dass die jüdischen Reinheitsvorschriften, die für Frauen galten, ursprünglich Hygiene-Vorschriften waren. Es gab auch entsprechende Regelungen, wenn eine Frau ihre Monatsblutungen hatte. Und ich kann mir vorstellen, dass das für Nomaden vor gut 2000 Jahren sicherlich einen Nutzen hatte. Sie haben vermutlich in der Familiensippe in Zelten gelebt und sind im heutigen Israel von Weidegrund zu Weidegrund gezogen: tags bei extremer Hitze, nachts empfindlich kalt.  Klar, dass sich da besondere Hygieneregeln bewähren. Nach einer Geburt muss der Körper einer Frau heilen und das braucht Zeit. Die 40-Tage-Regelung hat da den Frauen sicherlich geholfen. Ähnlich wie heute das Wochenbett. Und weil diese Regelungen sich bewährt haben, haben Juden sie als göttliche Vorschrift ausgelegt. Sie glauben, dass Gott einer ist, der das Leben schützen und fördern will.

Die Sonderbehandlung für die (jungen) Mütter damals klingt heute für mich eigenartig. Deshalb will ich zu Mariä Lichtmess heute etwas Anderes ins Zentrum stellen. Nach ihrer Erholungsphase und dem anfänglichen Staunen über das neue Leben, hat Maria in der Zwischenzeit erste Erfahrungen damit gemacht, was es nun bedeutet Mutter zu sein. Beziehungsweise gemeinsam mit Josef Eltern zu sein. Darum geht es in meinen Augen an diesem Tag auch. Die Erfahrung zeigt, dass Elternschaft Menschen für ihr ganzes Leben prägt.  Auch wenn die Kinder erwachsen werden, bleiben die Eltern ihre Eltern. Meine Eltern sind für mich bis heute eine Anlaufstelle und ein Rückhalt. Und so wird es ja auch von Maria erzählt, die an Mariä Lichtmess im Mittelpunkt steht. Sie war für ihren Sohn da, besonders dann noch, als er sterben musste.

Diese Elternliebe leben nicht nur die, die leibliche Kinder zur Welt gebracht haben, auch viele andere, die sich in elterlicher Liebe um andere Menschen kümmern. Heute denke ich also dankbar an alle, die väterlich und mütterlich für andere Menschen da sind.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37022
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