SWR2 Wort zum Tag

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31JAN2023
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„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der euch nach dem Grund der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ Diese Stelle aus dem ersten Petrusbrief stand über der Todesanzeige meines kürzlich verstorbenen Theologieprofessors. Der Satz ist so etwas wie das Grundprogramm seines theologischen Schaffens und auch aller, die diese „Wissenschaft von Gott“ betreiben.

Immer weniger jungen Menschen wollen heute aber Theologie studieren. Während ich meinem Professor noch in einem fast vollbesetzten Hörsaal zu folgen versuchte, reicht heute für die Vorlesungen ein größerer Seminarraum – zumindest an den katholischen Fakultäten. Mich hat das Theologiestudium mit einer Vielzahl von relevanten Disziplinen konfrontiert und in verschiedenen Bereichen kompetent gemacht: Neben dem Verständnis von Philosophie und der Theologie im engeren Sinn lernte ich mit klassischen Sprachen umzugehen, Texte in ihrer Überlieferung zu erforschen, geschichtliche Zusammenhänge besser zu verstehen. Pädagogische Inhalte, juristisches Denken waren ebenso Teil davon wie gesellschaftliche Ethik und juristisches Denken im Kirchenrecht.

Für immer mehr Menschen heute spielen Religion und Kirche kaum noch eine Rolle. 2022 waren es mehrere Hunderttausend Menschen, die nicht mehr offiziell Teil der katholischen und evangelischen Kirche sein wollten. Auf katholischer Seite spielen dabei auch die lange Zeit vertuschten Skandale eine wesentliche Rolle. Aber machen massenhafte Kirchenaustritte auch die Theologen als „Experten für Religion“ überflüssig?

Der Freiburger Theologieprofessor Magnus Striet wundert sich, "was es für die kulturelle Gegenwart unseres Landes bedeutet, wenn es immer weniger Deutungskompetenz auf dem Feld des Religiösen geben sollte. Gerade weil sich die Gesellschaft immer weiter pluralisiert und Religion keineswegs verschwindet, braucht es Menschen, die gesprächsfähig sind.“

Ich selbst erlebe immer wieder, dass ich aus dem Freundes- und Bekanntenkreis angefragt werde, wenn es um Fragen von Religion und Frömmigkeit geht – und dies eben auch von Menschen, die mit der Kirche „nicht viel am Hut haben“, wie man so schön sagt. Spiritualität und Grundfragen des Lebens bleiben trotzdem und wir laufen Gefahr, dass dazu nur noch diejenige etwas sagen, die einfache religiöse Antworten vorziehen und vom kritischen Nachdenken über den Glauben wenig halten. Religiösen Fundamentalismus gibt es genug auf der Welt. Wer jedoch seinen Glauben verantworten und erklären möchte, muss stets bereit sein können, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach dem GRUND der Hoffnung fragt, die ihn erfüllt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37014
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